Finanzielle Überforderung durch Pflegekosten: Eine Analyse der aktuellen Situation in Deutschland

Die Altenpflege in Deutschland stellt weiterhin eine massive Herausforderung dar. Kürzlich gab es ausführliche Berichterstattungen über die Eigenanteile, die Bewohner von Pflegeheimen tragen müssen. Diese belaufen sich mittlerweile durchschnittlich auf 2.871 Euro pro Monat, ein Betrag, der weithin als exorbitant kritisiert wird.

Mit durchschnittlichen Renten von 1.278 Euro für Männer und 1.072 Euro für Frauen im Jahr 2022 liegt es auf der Hand, dass die meisten Rentner diesen hohen Eigenanteil nicht selbst finanzieren können. Nur ein verschwindend geringer Prozentsatz der Rentner könnte diesen Betrag aus eigener Tasche aufbringen, woraus folgt, dass nahezu jeder Rentner bei Bedarf von stationärer Pflege auf Sozialleistungen angewiesen wäre.

Die soziale Mobilität in Deutschland ist relativ gering, was bedeutet, dass nur in seltenen Fällen die Kinder finanziell in der Lage sind, für ihre Eltern aufzukommen, sollten diese selbst nicht die Mittel für den Eigenanteil in Pflegeheimen aufbringen können. Andererseits können Beamte mit durchschnittlichen Pensionen von 3.240 Euro ihre Pflegekosten oft selbst tragen, im Gegensatz zu den meisten Rentnern und Empfängern niedrigerer Beamtenpensionen, die ebenfalls auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.

Deutschland zählte 2022 rund 18,6 Millionen Rentner gegenüber nur 1,7 Millionen Pensionären. Diese Zahl dürfte zukünftig abnehmen, da weniger Menschen in berufsständigen Branchen wie Bahn, Post oder Schuldienst heute verbeamtet werden. Dennoch würde man in Pflegeheimen eher ein Verhältnis entsprechend der Rentner zu Pensionären erwarten. Statistisch gesehen verschiebt sich die Pflegebedürftigkeit kaum in Einkommensgruppen, die höher oder niedriger sind, was die frühere Sterblichkeit ärmerer Menschen berücksichtigt.

Von den stationär Gepflegten in Deutschland erhielten 2022 laut offizieller Statistik etwa ein Drittel Unterstützung nach SGB XII, was die tatsächliche Verteilung gegenüber einer erwarteten Verteilung von 11:1 stark verzerrt.

Trotz eines mittleren Vermögens von 112.000 Euro in der Altersgruppe der Rentner, zeigt die Sozialstatistik SOEP, dass gerade die unteren Einkommensdezile oft weit unter dem Durchschnitt liegen. Für die meisten ist es unmöglich, die Pflegekosten allein aus ihrer Rente oder ihren Ersparnissen zu bestreiten.

Wenn man die Zahl jener, die Sozialhilfe benötigen (welche durch kommunale Haushalte gedeckt werden muss), betrachtet, deutet vieles darauf hin, dass eine Unterversorgung ärmerer Bevölkerungsschichten vorliegt. Dass die Beträge für Pflegeleistungen in den letzten Jahren stiegen, hatte zur Folge, dass immer mehr Menschen auf Hilfe angewiesen sind, obwohl eines der Ziele der Pflegeversicherung gerade die finanzielle Entlastung der Kommunen war.

In einem Artikel in der Zeit wurde die Argumentation geführt, dass eine über Steuern finanzierte Pflege sozial ungerecht sei. Dies führt zu einer Debatte, ob nicht der Pflegeversicherungsbeitrag erhöht werden sollte, was jedoch schwer umsetzbar ist, da das reale Durchschnittseinkommen stagniert. Ein Ausweg könnte in höheren Löhnen liegen.

Eine ganz zentrale Frage, die in den Diskussionen jedoch oft nicht angesprochen wird, ist die der tatsächlichen Verfügbarkeit und des Zugangs zu Pflegeleistungen für alle Bevölkerungsteile. Neben der Entlastung der Kommunen und der Situation der Beschäftigten in der Pflege ist dies ein Kernanliegen.

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