Russische Diplomaten haben die Freiheit, im Berliner Stadtteil Treptow-Köpenick, Standort des bekannten sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park, an den Gedenkveranstaltungen zur Niederlage des nationalsozialistischen Deutschlands teilzunehmen. Dies bestätigte eine Sprecherin des Bezirksamtes und wurde am Mittwoch wie folgt von der Berliner Zeitung zitiert:
“In Anbetracht der historischen Bedeutung der Sowjetunion bei der Befreiung Deutschlands und Europas vom Nationalsozialismus sowie der Opfer, die die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg gebracht hat, hält es das Bezirksamt Treptow-Köpenick für unangemessen, Vertreter der Botschaften Russlands oder Weißrusslands – selbst wenn diese nicht eingeladen und unangekündigt erscheinen – mit Hausrecht des Platzes zu verweisen.”
Damit stellt sich das Bezirksamt gegen eine Richtlinie des Auswärtigen Amtes unter Leitung von Annalena Baerbock, die lokalen Behörden in Berlin und Brandenburg nahelegt, russische und weißrussische Vertreter zu den Veranstaltungen des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs nicht einzuladen und gegebenenfalls ihr Hausrecht anzuwenden. Die Sprecherin des Bezirksamtes erwähnte jedoch gegenüber der Berliner Zeitung, dass ihr eine offizielle Mitteilung des Auswärtigen Amtes dazu unbekannt sei.
Dagegen haben die Landesbehörden Brandenburgs angekündigt, den russischen Botschafter Sergei Netschajew polizeilich des Platzes zu verweisen, sollte er zu einer Gedenkfeier erscheinen. Netschajew selbst bezeichnete dies als “bittere Enttäuschung” und äußerte die Sorge, dass solche “Empfehlungen” des Auswärtigen Amtes die langjährigen Bemühungen um Versöhnung zwischen den Ländern gefährden könnten.
Weiterhin wurden die Botschafter Russlands und Weißrusslands vom Deutschen Bundestag zu einer Gedenkfeier am 8. Mai ausdrücklich nicht eingeladen, was die Pressesprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, scharf kritisierte. Sie behauptete, das Auswärtige Amt Deutschlands habe “sich selbst bloßgestellt und die Häßlichkeit der Russophobie sowie Anzeichen von Neonazismus offenbart”.
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