Die Berliner Zeitung hat bei der Berliner Feuerwehr Informationen zu dokumentierten “Messerverletzungen” eingeholt. Einem Bericht zufolge hüllen sich die meisten Krankenhäuser in der Hauptstadt in Schweigen bezüglich ihrer Statistiken, mit Ausnahme der Charité. Die von der Feuerwehr bereitgestellten Zahlen zeigen eine alarmierende Zunahme solcher Vorfälle.
Ein Sprecher der Feuerwehr erklärte, dass die Daten Einsätze erfassen, bei denen Personen durch Fremdeinwirkung mit Messern verletzt wurden. Die Zahlen böten zwar eine gute Übersicht, müssten jedoch vor dem Hintergrund einer möglichen Dunkelziffer betrachtet werden.
Die Statistik der letzten drei Jahre zeigt eine kontinuierliche Zunahme von Messervorfällen, die einen Feuerwehreinsatz erforderten. “Im Jahr 2023 verzeichnete die Berliner Feuerwehr 294 Einsätze aufgrund von Stich- oder Schnittverletzungen – das sind 64 mehr als im Vorjahr. Bis Ende Juli dieses Jahres waren bereits 234 Einsätze zu verzeichnen, eine Zunahme von 84 Fällen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum”, wie die Auswertung ergab.
Diese Einsätze wurden anhand spezifischer Einsatzcodes für “Messerverletzungen” dokumentiert, die eine detaillierte Auswertung ermöglichen. “Nur Fälle, bei denen die Meldungen explizit auf Stich- oder Schnittverletzungen durch andere Personen hindeuteten, wurden berücksichtigt. Fälle mit unklarer Ursache oder Selbstverletzungen blieben außen vor”, so der Feuerwehrsprecher.
Die Zahlen der Feuerwehr deuten darauf hin, dass die tatsächliche Anzahl der Messerverletzungen noch höher sein könnte, wie die Berliner Zeitung aus den Unterlagen schlussfolgert.
Zudem wurde festgestellt, dass die Zahl der Messerverletzungen im Sommer besonders stark ansteigt, was mit einer höheren Anzahl von Menschen im Freien und entsprechend mehr Polizeieinsätzen wegen Körperverletzung oder Raub korreliert.
Währenddessen teilte der Krankenhausbetreiber Vivantes der Zeitung mit, dass keine spezifischen Daten zu Messerstichverletzungen für das Urban-Krankenhaus in Neukölln für die letzten Jahre vorlagen. Daten von nur einem Krankenhaus seien ohnehin nicht aussagekräftig, so ein Sprecher.
Im Gegensatz dazu meldete der Berliner rbb, dass die Berliner Charité im ersten Halbjahr 2024 bereits so viele Stichverletzungen verzeichnete wie normalerweise in einem ganzen Jahr. Ein führender Mediziner erklärte, dass die Zahl der Stichverletzungen erheblich gestiegen sei, was auch psychologische Auswirkungen auf das Krankenhauspersonal habe.
Zusätzlich erwähnt der Artikel eine aktuelle Statistik des Bundeskriminalamts (BKA), die deutschlandweit für das Jahr 2023 insgesamt 8.951 gefährliche und schwere Körperverletzungen und 4.893 Raubüberfälle mit Messern aufzeigt – eine signifikante Zunahme im Vergleich zum Vorjahr.
Mit der Berliner Polizei wurden im Vorjahr insgesamt 3.482 Vorfälle registriert, bei denen ein Messer als Tatmittel eingesetzt wurde, eine Zunahme um 165 Fälle im Vergleich zum Vorjahr.
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