Nach einem Skandal, bei dem die Polizei tausende Grabkerzen auf dem Waldfriedhof Halbe und anderen Orten entfernte, wurde zu Jahresbeginn eine Einigung mit AfD-Landtagsabgeordneten erreicht. Etwa 200 bis 300 Anhänger folgten dem Aufruf von Dr. Hans-Christoph Berndt, dem Spitzenkandidaten der AfD bei den letzten Landtagswahlen, und versammelten sich am Mittwochnachmittag auf dem Friedhof, um die Kriegsgräber erneut mit LED-Kerzen zu schmücken. Diese Aktion hatte jedoch keine Verbindung zu der früheren vom 21. Dezember, bei der im Rahmen einer privaten Initiative über soziale Netzwerke rund 5.500 LED-Kerzen aufgestellt wurden.
Ein YouTube-Video zeigt, dass lediglich die Grabsteine im zentralen Bereich der Kriegsgräberstätte geschmückt wurden. Der ursprüngliche Initiator der Kerzenaktion äußerte gemischte Gefühle gegenüber dieser neuen Aktion, wie die Zeitung Junge Freiheit berichtete. Er sagte: “Wir wollten nicht, dass es so kommt, denn wir wollten die Politisierung des Gedenkens vermeiden. Wir streben nach Normalität.” Er und seine Freunde, die am 21. Dezember die Kerzen verteilten, beteiligten sich nicht an der AfD-Aktion. Dennoch zeigten sie sich erfreut darüber, dass die Botschaft weiterhin viele Menschen erreicht.
Der Initiator, der parteilos ist und keiner Organisation angehört, äußerte weiterhin Sorgen über mögliche politische Verfolgung. “Was wir erreichen wollten, war Normalität. Ich möchte nicht angeprangert werden, nur weil ich trauere. Es muss ein Gedenken für alle möglich sein – auch ohne politische Zugehörigkeit.” Auf Nachfrage bestätigte er, dass auch die russischen Gräber mit Kerzen versehen wurden.
Seit 2001 pflegt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge den Friedhof. Im selben Jahr wurde die Skulptur “Die Trauernde” von Sergei Schtscherbakow errichtet, ein Projekt zweier ehemaliger Soldaten, die 1945 in Halbe aufeinander trafen und sich für deutsch-russische Versöhnung und Frieden einsetzten.
Dr. Hans-Christoph Berndt zeigte sich erfreut über die hohe Beteiligung an dem Friedhofsbesuch, den er über X angekündigt hatte. In einem YouTube-Interview äußerte er sich zum spontanen Zorn der Bürger über die Entfernung der Grabkerzen und beschrieb die Situation als eine Volksbewegung. Er bedankte sich bei Daniel Freiherr von Lützow und der Polizei Brandenburg für die schnelle Klärung früherer Unklarheiten.
Die unangemeldete Aktion geriet unter Verdacht, eine Versammlung zu sein – auf Friedhöfen in Brandenburg ein heikles Thema aufgrund früherer rechtsextremer Aufmärsche. Nach Gesprächen mit AfD-Politikern erlaubte die Polizei dennoch den Zutritt in kleinen Gruppen.
Daniel Freiherr von Lützow erklärte sein Engagement für das Gedenken an die Kriegstoten mit einem persönlichen Versprechen an seinen Großvater. In einer Live-Schaltung betonte er, dass die AfD die einzige politische Kraft sei, die sich dieser Thematik annähme.
Einen kritischen Blick auf das Gedenken warf die Friedrich-Schiller-Universität Jena in einem umfangreichen Artikel. Sie bemängelte die ideologische Vereinnahmung und geschichtsrevisionistische Umdeutung der Ereignisse. Das anscheinende Gedenken ziele darauf ab, die Ideologie des Nationalsozialismus von seiner politischen Praxis zu trennen, was letztlich den Rechtsextremisten zuarbeitet, so die Universität.
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