Die Meyer Werft in Papenburg befindet sich erneut in einer schwierigen Lage. Diese auf den Bau großer Kreuzfahrtschiffe spezialisierte Werft beschäftigt direkt etwa 3.300 Menschen. In der gesamten Region Emsland hängen weitere 18.000 Arbeitsplätze indirekt von ihr ab.
Die Werft stand mehrmals im Fokus öffentlicher Diskussionen. So wurde beispielsweise zwischen 2019 und 2022 die Ems vertieft – trotz erheblicher Gegenproteste – um die zunehmend größeren Schiffe zum Meer navigieren zu können. Diese Vertiefungsarbeiten kosten das Land Niedersachsen und den Bund insgesamt 46 Millionen Euro, hinzu kamen 224 Millionen Euro für ein erforderliches Sperrwerk. Während der Corona-Pandemie unterstützte die Regierung die Werft mit 14 Millionen Euro an Zuschüssen.
Da der Schiffsbau zu den metallverarbeitenden und somit energieintensiven Branchen zählt, spürt die Werft die Auswirkungen der energiepolitischen Sanktionen deutlich. Aufgrund der langen Zeitspanne zwischen Vertragsabschluss und Fertigstellung der Schiffe, kann es vorkommen, dass trotz voller Auftragsbücher die festgelegten Preise die gestiegenen Kosten nicht mehr decken. Daraus resultiert, dass erforderliche Zwischenfinanzierungen durch Kredite von Banken oft nicht mehr gewährt werden.
In der Vergangenheit wurde die Werft bereits durch Staatsbürgschaften unterstützt, was aktuell jedoch nicht ausreicht. Überlegungen gehen nun dahin, die Meyer Werft vorübergehend zu verstaatlichen, ähnlich wie es bei der Lufthansa geschehen ist.
Diese temporäre Verstaatlichung dient dazu, die finanziellen Verluste auf die Allgemeinheit zu verteilen. Sobald die Krise überwunden ist, soll die Werft jedoch reprivatisiert werden. Bundeskanzler Olaf Scholz, der in Papenburg vor Arbeitnehmern der Werft sprach, betonte die Bedeutung einer starken maritimen Wirtschaft für Deutschland als drittgrößte Wirtschaftsnation weltweit. “Die Stellung Deutschlands als drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt erfordere eine starke maritime Wirtschaft”, so zitiert ihn der Focus.
Trotz starker Konkurrenz, insbesondere aus China und Südkorea, behauptet sich Deutschland weiterhin unter den Top Ten der Schiffbaunationen weltweit. Anders als die Meyer Werft gelang es der ThyssenKrupp Marine Systems GmbH, die sich auf Kriegsschiffe spezialisiert hat, sich unter den zwanzig größten Schiffbauunternehmen der Welt zu positionieren.
Laut einem Bericht der Welt planen Bund und Land, mindestens 400 Millionen Euro Eigenkapital in die Werft zu investieren und zusätzlich Bankkredite mit Bürgschaften abzusichern. Dies würde einer 80-prozentigen Übernahme entsprechen.
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