In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung äußerte sich Burkhard Balz, Vorstandsmitglied der Bundesbank, zum digitalen Euro, der in den kommenden Jahren sukzessive eingeführt werden soll. Er betonte die Bedeutung dieser Innovation:
“Ich sehe [darin] einen Schritt nach vorn, um unsere Währung zukunftssicher zu machen, und am Ende auch ein klares Zeichen für mehr europäische Autonomie.”
Seit seiner Einführung im Jahr 2002 hat der Euro gegenüber dem Schweizer Franken mehr als 40 Prozent an Wert verloren. Balz erklärte, dass der Übergang zu einem vollständig digitalen Euro kaum einen Unterschied in Bezug auf das bestehende Giralgeld unserer Konten darstellen würde. Er fügte hinzu, dass sich unsere Welt täglich weiter digitalisiert und dies auch unser Geldsystem betrifft: “Darauf haben wir als Zentralbank mit dem Projekt zum digitalen Euro reagiert.”
Zu den Befürchtungen hinsichtlich einer totalen Überwachung der Bürger durch den digitalen Euro äußerte sich Balz, der zwischen 2009 und 2018 für die CDU im EU-Parlament saß, beruhigend: “Als Zentralbanken sind wir an diesen Daten in keiner Weise interessiert. Außerdem wird diskutiert, Transaktionen bis zu einem Betrag von 100 bis 150 Euro ähnlich anonym zu gestalten wie Bargeldtransaktionen, sodass nur der Zahler und der Zahlungsempfänger Einblick in die Details haben.” Auf die Erfordernis der Datenherausgabe in Strafverfahren ging er ebenfalls ein:
“Im Rahmen von Strafverfahren können auch heute schon Kreditinstitute und auch eine Zentralbank dazu verpflichtet sein, Daten zu Geschäftsvorgängen gegenüber den Ermittlungsbehörden herauszugeben. Für den digitalen Euro sind keine Ausnahmen hiervon vorgesehen. […] Natürlich werden auch für den digitalen Euro die Regeln für Geldwäsche gelten. Eines ist klar: Kein Zentralbankvertreter kann ein Interesse daran haben, dass durch den digitalen Euro neue Probleme entstehen.”
Balz erläuterte weiterhin die Notwendigkeit, aufgrund der Politik der damals designierten Trump-Regierung und den Fortschritten Chinas im Bereich Zentralbankgeld, europäische “Autonomie” zu stärken. Er verdeutlichte: “Wir müssen sehr klar unsere Positionen vertreten. Der Umgang mit den USA und China wird härter werden. Wir müssen uns gut vorbereiten.” Trotz der Einführung des digitalen Euros betonte Balz, dass Bargeld weiterhin erhalten bleibt: “Das Bargeld wollen wir in keiner Weise abschaffen. Wir bringen gerade die dritte Banknoten-Serie voran, die 2029 eingeführt wird. Wäre eine Abschaffung geplant, würden wir dies nicht tun. Wir stehen zum Bargeld und wollen weiterhin die Wahlfreiheit des Zahlungsmittels erhalten. Bargeldzahlungen sollen jederzeit möglich sein.”
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