Die Bundesregierung verkündet regelmäßig, dass es für Jugendliche, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, eine hervorragende Situation gäbe. Es lagen laut Angaben im Jahr 2023 73.400 unbesetzte Ausbildungsstellen vor, die 26.400 nicht versorgten Bewerbern gegenüberstanden. Der Berufsbildungsbericht 2024 stellt fest:
“Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt hat sich für Jugendliche in den letzten Jahren rechnerisch stetig verbessert.”
Dabei wird angedeutet, dass es nun erforderlich sei, Firmen und Behörden dazu zu bewegen, “in die Förderung von leistungsschwächeren jungen Menschen zu investieren, auch wenn dies anfangs mit ‘höheren Kosten’ verbunden sein mag.”
Eine Untersuchung des Wirtschaftsportals Makroskop zeigt jedoch auf, dass diese positive Darstellung die Realität stark verzerrt. Gemäß dem offiziellen Berufsbildungsbericht haben von 422.059 Jugendlichen, die als ausbildungsplatzsuchend registriert waren, nur 48 Prozent tatsächlich eine Ausbildung begonnen. 37 Prozent dieser Gruppe suchen bereits länger als ein Jahr nach einer Ausbildungsmöglichkeit und werden als “Altbewerber” klassifiziert. Besonders betroffen sind Jugendliche in Berlin, Bremen und Schleswig-Holstein.
Der Artikel auf Makroskop beschreibt, wie durch verschiedene Tricks die Zahl von 287.567 erfolglos Suchenden auf 26.000 “Unversorgte” reduziert wird. Dies geschieht beispielsweise dadurch, dass Personen, die eine Arbeit angenommen haben, sich in einer Warteschleife befinden oder keine Rückmeldung mehr geben, aus der Statistik herausgerechnet werden. Auch diejenigen, die versuchen, durch unbezahlte Praktika in den Arbeitsmarkt einzusteigen, werden nicht berücksichtigt. Der Autor, ein pensionierter Bildungsstatistiker, hebt hervor, wie aus einer negativen Realität positive Schlagzeilen gemacht werden.
“Man könnte nun erwarten, dass die Bundesregierung die hohe Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz ernst nimmt und wirksame Maßnahmen ergreift.”
Die Wirklichkeit ist jedoch anders: Statt konkreten Maßnahmen gegen den Rückgang der Ausbildungsplätze werden verstärkt Beratungsangebote vorgeschlagen, obwohl die tatsächliche Bereitschaft der Betriebe zur Ausbildung von 24,1 Prozent im Jahr 2007 auf 19,1 Prozent im Jahr 2021 gesunken ist.
“Dies wäre vergleichbar damit, den Wohnungsmangel nur durch Wohnungsvermittlung und Beratungsagenturen für Wohnungssuchende bekämpfen zu wollen.”
Eine positive Wendung zeigt sich jedoch in der veränderten Haltung der Gewerkschaften zur außerbetrieblichen Ausbildung. Während sie früher solche Modelle ablehnten, fordern sie nun im Berufsbildungsbericht eine Ausbildungsgarantie, damit kein Jugendlicher ohne betriebliche Anstellung verzweifelt in Warteschleifen verweilt:
“Wer nicht sofort einen betrieblichen Ausbildungsplatz findet, soll nicht in langen Warteschleifen bleiben. Ein Angebot zur außerbetrieblichen Ausbildung soll diese Jugendlichen auffangen und ihnen, wenn nötig, einen Weg zum Berufsabschluss eröffnen.”
Der Autor bleibt jedoch skeptisch über die Realisierung solcher Forderungen. Sein Resümee lautet:
“Es ist zu erwarten, dass weiterhin jedes Jahr ungefähr die Hälfte aller Ausbildungsplatzsuchenden ohne Ausbildung bleibt. Ihr Berufseinstieg wird somit zu einem Fehlstart.”
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