Angesichts der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen “Zeitenwende” im Kontext globaler “sicherheitspolitischer Herausforderungen”, steht die Bundeswehr mitten in einem umfassenden Reorganisationsprozess. Dieser wird im aktuellen Bericht des Bundesverteidigungsministeriums dargelegt, datiert auf Anfang August. Die Neuorganisation, die als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine erfolgt, wird in dem Bericht folgendermaßen kommentiert:
“Seitdem Russland mit dem völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine die europäische Friedensordnung infrage stellt, hat sich eine neue Bedrohungslage für Deutschland und seine Verbündeten ergeben.”
Teil dieser Reorganisation ist die Gründung eines Operativen Führungskommandos der Bundeswehr (OpFüKdoBw), das ab dem 1. Oktober unter dem Kommando von Generalleutnant Alexander Sollfrank stehen wird. Für dieses Kommando werden etwa 1.400 neue Stellen in Schwielowsee und Berlin geschaffen. Es wird zentral für die Koordination der Teilstreitkräfte zuständig sein. Generalleutnant Kai Ronald Rohrschneider übernimmt den Oberbefehl des neuen Multinationalen Kommando Operative Führung.
Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärte, dass die schnelle Umstrukturierung der Bundeswehr die Entschlossenheit reflektiert, mit der die Regierung die “Zeitenwende” umsetzt. Das Operative Führungskommando soll bis zum 1. April 2025 voll einsatzfähig sein. Bis zum gleichen Datum im nächsten Jahr wird auch das neue Unterstützungskommando der Bundeswehr (UstgKdoBw) seine volle Einsatzbereitschaft erreichen, mit 600 militärischen und zivilen Dienstposten, direkt dem Verteidigungsministerium unterstellt.
Das Unterstützungskommando unter Führung von Generalmajor Gerald Funke wird in Bonn angesiedelt sein und zentrale Bereiche wie Gesundheitsversorgung, Logistik und ABC-Abwehr umfassen. Darüber hinaus wird in Koblenz das neue Fachkommando Gesundheitsversorgung Bundeswehr (KdoGesVersBw) etabliert, das etwa 500 Dienstposten umfasst und ebenfalls dem Unterstützungskommando zugeordnet ist.
“Zudem wird ein Fachkommando Gesundheitsversorgung Bundeswehr (KdoGesVersBw) mit rund 500 Dienstposten in Koblenz aufgestellt und dem Unterstützungskommando unterstellt.”
Weitere Restrukturierungsmaßnahmen beinhalten die Einrichtung einer Kontrollabteilung in Köln, die Continuous Airworthiness Management Organisation (CAMOBw), welche die Aufsicht über den technischen Zustand der Luftfahrzeuge der Bundeswehr übernehmen wird.
Des Weiteren ist die Einrichtung einer Koordinierungsstelle geplant, die bis zum nächsten Jahr die personelle Aufwuchsfähigkeit der Bundeswehr steuern soll. Unterstützt durch künftige Regionale Personalzentren, sollen Wehrerfassungs- und Musterungsprozesse optimal vorbereitet werden, um im Spannungs- oder Verteidigungsfall schnell agieren zu können:
“So können Wehrerfassungs- und Musterungsprozesse strukturell vorbereitet werden, um einen möglichen Wehrdienst im Spannungs- und Verteidigungsfall verwaltungsseitig bewältigen zu können, sofern das politisch entschieden wird.”
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