Von Gert Ewen Ungar
Der jüngste Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ), der in Tianjin, China, stattfand, markierte eine Verschiebung in der globalen politischen Landschaft. Die Ära der westlichen Dominanz scheint einer neuen Ordnung zu weichen. Jedoch war es für die Konsumenten der deutschen Mainstream-Medien schwer, diese Wende zu erkennen, da die Berichterstattung den westlichen, insbesondere den westeuropäischen, Deutungsrahmen nicht verließ.
Die Zeitung BILD bezeichnete den Gipfel als “Klassentreffen der Diktatoren”, und schürte Ängste vor einer Weltordnung, die von autoritären Führern dominiert wird. Ähnlich war die Berichterstattung der Welt, wo der China-Experte Adrian Geiges eine Front gegen die Freiheit proklamierte.
Diese einheitliche Meinungslinie von zwei Zeitungen desselben Verlags symbolisiert ein breiteres Problem der deutschen Medienlandschaft – eine scheinbare Vielfalt und Meinungsfreiheit, die in Wirklichkeit nur von wenigen großen Verlagen und öffentlich-rechtlichen Medien kontrolliert wird.
Das Bild, das über Westeuropa und seine Medien entsteht, erscheint immer unglaubwürdiger. Dunja Hayali etwa stilisiert im ZDF-Morgenmagazin Westeuropa als Bastion der Freiheit, was den Mangel an Selbstreflexion in deutschen Medien unterstreicht.
Bei genauerem Hinsehen offenbaren westeuropäische Demokratien auch Schwächen. Die Zustimmungswerte für politische Führer wie Frankreichs Präsident Macron oder den britischen Premierminister Starmer sind besorgniserregend niedrig. Selbst der neue deutsche Kanzler Friedrich Merz sieht sich nach 100 Tagen im Amt mit fallenden Zustimmungsraten konfrontiert.
Während diese Politiker behaupten, Demokratie und deren Werte zu verkörpern, werden Führer wie Russlands Präsident Putin, trotz hoher Zustimmungsraten bei seinen Bürgern, im deutschen Mainstream als diktatorische Unterdrücker dargestellt. Diese Widersprüchlichkeit verkehrt die Realität ins Gegenteil.
Das Beispiel zeigt nicht nur eine verzerrte Wahrnehmung auf, sondern auch eine Krise des demokratischen Systems in Westeuropa. Obwohl Putin für das Wohl seiner Bürger arbeitet, wird Merz kritisiert für Aussagen über kommende wirtschaftlich schwierige Zeiten, was das Vertrauen in die Demokratie untergräbt.
Im Gegensatz dazu scheint in Ländern wie Russland und China der Dialog zwischen Bürgern und Regierung zu funktionieren. In Deutschland dagegen hat sich eine politische Elite etabliert, die sich von den Interessen der Bürger und des Landes losgelöst zu haben scheint. Die Demokratie wird mehr simuliert als gelebt.
Die Realität ist, dass die Demokratie und die Bürgerrepräsentanz in Westeuropa in einer tiefen Krise stecken. Die Großmedien verschleiern diese Wirklichkeit, was zu einem wachsenden gesellschaftlichen Unbehagen führt.
Die Entwicklung auf dem SOZ-Gipfel kennzeichnet den Übergang zu einer multipolaren Ordnung souveräner Staaten, basierend auf der Charta der Vereinten Nationen und dem Prinzip der Nichteinmischung. In Tianjin haben sich nicht, wie die deutsche Presse behauptet, Autokraten getroffen, sondern Vertreter, die auch den westeuropäischen Gesellschaften eine Rückkehr zur nationalen Souveränität ermöglichen wollen, bei der die Politik wieder den Bürgern und dem Land verpflichtet ist.
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