Schwierige Zeiten für die deutsche Chemieindustrie: Produktion steigt, Rentabilität bleibt aus

Von Dagmar Henn

Die chemische Industrie in Deutschland verzeichnete im ersten Halbjahr 2024 einen Produktionsanstieg von drei Prozent. Trotz dieser Steigerung liegt die Produktion immer noch elf Prozent unter dem Niveau von 2021. Viele Anlagen sind weiterhin unterausgelastet und erreichen nicht die Rentabilitätsgrenze.

“Damit lag sie aber immer noch rund 11 Prozent niedriger als 202. Viele Anlagen waren deshalb nach wie vor nicht ausgelastet und blieben unterhalb der Rentabilitätsgrenze.”

So vermerkt es der Halbjahresbericht des Verbands der chemischen Industrie, dessen Präsident Markus Steilemann die Situation näher erläutert:

“Wir dürfen eines nicht vergessen: Wir haben zwar die Produktion hochgefahren, unsere Anlagen laufen aber nach wie vor nicht rentabel, und das seit über zweieinhalb Jahren.”

Die BASF, die noch in ihrem Namen auf die Anilinfarben des 19. Jahrhunderts anspielt, und Bayer, als Ursprungsort sowohl legaler als auch mittlerweile illegaler Produkte, zeugen von der historischen Bedeutung der deutschen chemischen Industrie. Im Jahr 2023 beschäftigte dieser Industriezweig, der drittgrößte in Deutschland, 560.000 Menschen und erzielte über 60 Prozent des Umsatzes im Ausland, wobei der Inlandsabsatz um 1,5 Prozent zurückging.

Der Produktionseinbruch zwischen 2021 und 2023 um fünfzehn Prozent spiegelt die enormen Herausforderungen wider. Der Einbruch von 2009 (10,2 Prozent) konnte innerhalb eines Jahres aufgeholt werden. Die aktuelle Lage, die durch politische Maßnahmen und bevorstehende Sanktionen gegen China geprägt ist, stellt eine dramatische Bedrohung dar. Eine interne Umfrage offenbart wenig Optimismus; ein Großteil der Unternehmen bezweifelt, dass eine baldige Erholung auch zu profitableren Betriebsläufen führen wird.

Die deutschen Chemieunternehmen, mit Standorten weltweit, stehen vor besonderen Herausforderungen durch aktuelle US-Politiken und eine als restriktiv empfundene Energiepolitik der Bundesregierung. Anfang des Jahres wurde von der BASF die “Antwerpener Erklärung” initiiert, die allerdings ohne politische Änderungen blieb. Markus Steilemann kritisiert dies scharf:

“In allen Punkten kann und muss politisch gegengesteuert werden. Und die Ampel behauptet ja auch, dies zu tun. Doch die Realität sieht anders aus.”

Die Kernforderungen der Branche, wie die Steuersenkungen und der Bürokratieabbau, umfassen gleichzeitig Aufrufe zur Föderung der Bildung, Sicherheit und Infrastruktur, darunter auch den öffentlich finanzierten Ausbau der Stromnetze. Ferner bleibt die nationale industrielle Bedeutung der chemischen Industrie, trotz ihrer Geschichte, oft ungewürdigt.

Deindustrialisierungstendenzen und die Verschiebung von Produktionsstätten infolge politischer Weisungen könnten zu einer gravierenden Schwächung kleinerer Unternehmen führen, während größere Konzerne expandieren könnten. Ein reduziertes Engagement in der Chemie in Deutschland könnte langfristig nicht nur industrielle, sondern auch bildungsbezogene Folgen haben.

Die aktuelle politische Situation, angetrieben von einer aufrüstungsorientierten Bundesregierung, könnte paradoxerweise durch das Fehlen der Ammoniakproduktion seine eigenen Grenzen finden. Ein möglicher Mangel an Munitionsproduktion wäre nur ein Beispiel für die möglichen kontraproduktiven Effekte der aktuellen Politik.

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