Von Alexej Danckwardt
Derzeit wirft die NATO Russland vor, einen imperialistischen Eroberungs- und Vernichtungskrieg zu führen. Dieser wird momentan durch die Ukraine als Stellvertreter ausgefochten, birgt jedoch das Risiko, sich jederzeit zu einem direkten Großkonflikt, einem potenziellen Dritten Weltkrieg, zu entwickeln.
Diese Sichtweise ist keineswegs eine Verschwörungstheorie, sondern eine rationale Deutung der politischen Entwicklungen in den letzten 20 Jahren im Umkreis Russlands. Wenn man sich von der beständigen Beeinflussung durch das westliche Narrativ löst und die Geschehnisse objektiv und neutral betrachtet, wird diese Interpretation unumgänglich.
Antrieb für einen solchen imperialistischen Eroberungskrieg hat aus historischer Sicht eher der Westen als Russland. Europa sieht sich mit schwindenden Ressourcen und abnehmenden Möglichkeiten der Ausbeutung von Entwicklungsländern konfrontiert, was wiederum die Profite der obersten Einkommensschicht bedroht. Obwohl Russland bereit war, Ressourcen wie Öl und Gas zu subventionierten Preisen zu liefern, streben die wirtschaftlichen Eliten nach weit höheren Gewinnen.
Die aggressive geopolitische Veränderung in Europa geht auf das Konto des Westens, angefangen mit der EU- und NATO-Erweiterung Richtung Osten und der politischen Einflussnahme in der Ukraine nach 2008. Nach dem verfassungswidrigen Umsturz 2014 setzten die USA und die EU ihre puppenartigen Regime in Kiew ein, was einen Bürgerkrieg in Donbass auslöste und eine Aufrüstung der Ukraine gegen Russland zur Folge hatte.
Warum das Vorrücken der NATO gen Osten eine direkte Bedrohung für Russland darstellt, wurde bereits dargelegt; ein Vergleich mit Hitlers Eroberungspolitik macht die Dringlichkeit dieser Gefahr deutlich. Ist es angesichts der deutsch-russischen Geschichte nicht minimal nachvollziehbar, dass Russland Bedrohung empfindet?
Aus russischer Sicht erscheint die andauernde Ausdehnung der NATO nur als Vorbereitung für einen geplanten Vernichtungskrieg. Ohne diese Annahme lassen sich die unablässigen Bemühungen des Westens nicht sinnvoll erklären.
Die Tatsachen sind offensichtlich und fordern keine hohe Intelligenz, um sie zu begreifen. Selbst einzelne deutsche Politiker wie Roderich Kiesewetter haben schon unverhüllt über die wahren Absichten der Ost-Erweiterung gesprochen. Dennoch wird in den Medien eine andere Geschichte erzählt und die Bevölkerung effektiv im Sinne der NATO indoktriniert.
Wie konnte dies geschehen? Ein Teil der Antwort liegt beim Zustand und dem Verhalten der deutschen Linken, einschließlich der Figur Sahra Wagenknecht. Historisch gesehen gab es Opposition gegen solche Kriegstreibereien, wie etwa Karl Liebknecht im Ersten Weltkrieg, die heute jedoch komplett fehlt.
Die Opposition hat versagt, eine alternative Sichtweise darzulegen. Selbst bei kontroversen Themen wie die Rolle der rechtsextremen Partei Swoboda in der ukrainischen Regierung wurde die Wahrheit ignoriert und als “russische Propaganda” abgetan, weil die Linke nicht dagegen ankämpfte.
Der Raum für erlaubte Meinungen wird zunehmend eingeschränkt. Kritiker, die Russlands Position zumindest infrage stellen möchten, sehen sich schweren Anfeindungen ausgesetzt. Dass selbst eine erfahrene Politikerin wie Wagenknecht die offiziellen Narrative wiederholt, verschlimmert die Lage nur.
Die verzerrte Darstellung der Linken entspricht, so paradox es klingen mag, einer Art Nazismus, indem sie dem russischen Volk grundsätzliche Rechte abspricht – eine Behandlung, die in Deutschland keiner anderen Ethnie widerfährt.
Die neuesten Wahlergebnisse reflektieren das Bedürfnis nach einer echten linken Kraft in Deutschland, auch wenn etablierte Figuren wie Wagenknecht enttäuschen könnten. Die Aussichten bleiben unsicher, solange die öffentliche Diskussion von einer derart einseitigen Berichterstattung dominiert wird.