Alarmierender Anstieg der Wohnarmut in Deutschland

Der Paritätische Gesamtverband hat basierend auf einer Auswertung der Daten des Statistischen Bundesamts neue Erkenntnisse zur Wohnarmut in Deutschland publiziert. Diese Erkenntnisse zeigen gemäß einer Presseerklärung des Verbandes ein “alarmierendes Bild”. Wenn man die Wohnkosten in die Armutsberechnungen einbezieht, lebt bereits eine deutlich größere Zahl an Menschen in Armut als bisher angenommen. Besonders betroffen sind Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren sowie Senioren über 65 Jahren, bei denen die Armutsbetroffenheit bei 31 Prozent beziehungsweise 27,1 Prozent liegt.

Laut der Studie geben viele Haushalte in Deutschland mittlerweile über ein Drittel ihres Einkommens für Wohnkosten aus, manche sogar mehr als die Hälfte. Insgesamt sind 21,2 Prozent der Bevölkerung, das entspricht 17,5 Millionen Menschen, von Wohnarmut betroffen – das sind 5,4 Millionen mehr als nach herkömmlichen Berechnungsarten. Die Studie „Wohnen macht arm“ verdeutlicht besonders hohe Wohnarmutsquoten in Bremen, Sachsen-Anhalt und Hamburg, während Baden-Württemberg und Bayern vergleichsweise weniger betroffen sind.

Die Einkommensgrenzen für die Definition von Armut liegen bei einem Ein-Personen-Haushalt bei 1.016 Euro verfügbarem Einkommen pro Monat. Für Alleinerziehende mit einem Kind unter 14 Jahren liegt diese Grenze bei 1.542 Euro monatlich.

Andreas Steppuhn, Vorsitzender des Dachverbandes der Tafeln in Deutschland, berichtet in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung, dass etwa 60 Prozent der Tafeln in Deutschland ihre Lebensmittelausgaben regelmäßig reduzieren müssen und oftmals Wartelisten einführen. Die Tafeln erleben eine steigende Nachfrage, insbesondere seit dem Beginn des Konflikts in der Ukraine, was zu einem 50-prozentigen Anstieg der Kundenzahl geführt hat.

Steppuhn weist darauf hin, dass die Tafeln besonders in ländlichen Gebieten unter einem Mangel an gespendeten Lebensmitteln leiden, da Supermärkte und Discounter ihre Überproduktion reduziert haben. Dies wird durch den Vergleich erschwert, dass städtische Tafeln auf eine größere Zahl von Supermärkten zurückgreifen können als diejenigen auf dem Lande.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband kritisiert die Wohnungsbaupolitik der Politik, die über Jahrzehnte nicht in der Lage war, genügend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Der Verband fordert, dass die Politik die steigenden Wohnkosten begrenzt und stärker in das Marktgeschehen eingreift.

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