Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat die Ergebnisse seiner diesjährigen Mitarbeiterbefragung vorgestellt, die diesmal den Fokus auf das Thema Arbeitszeit legte. Anlass war die im Koalitionsvertrag angekündigte Neuregelung der Arbeitszeit. Zukünftig soll die gesetzliche Höchstarbeitszeit nicht mehr täglich, sondern wöchentlich betrachtet werden. Die diesbezüglichen Verhandlungen beginnen bereits am 24. Juli.
Der geltende § 3 des Arbeitszeitgesetzes bestimmt:
“Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf acht Stunden nicht überschreiten. Sie kann bis auf zehn Stunden nur verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden.”
Die Festlegung einer Höchstarbeitszeit von acht Stunden pro Tag geht auf den November 1918 zurück und galt ursprünglich bei einer Sechs-Tage-Woche. Seit den 1960ern hat sich eine Fünf-Tage-Woche mit 40 Arbeitsstunden etabliert. Die 35-Stunden-Woche, die heute häufig zwischen 35 und 40 Stunden variiert, wurde 1984 nach einem siebenwöchigen Streik in der Metallindustrie durchgesetzt.
Im Rahmen der Umfrage “DGB-Index Gute Arbeit” wurden von Januar bis Mai 4.018 Beschäftigte interviewt, die über zehn Stunden pro Woche arbeiten. Die jährlich seit 2007 stattfindende Untersuchung hat bereits Themen wie Arbeitsbedingungen, Karrierechancen, Digitalisierung und betriebliche Gesundheitsprävention behandelt.
Ein signifikanter Kontrast zwischen Wunsch und Realität wurde offenbart: 72 Prozent der Befragten bevorzugen eine tägliche Arbeitszeit von maximal acht Stunden. Dem gegenüber stehen jedoch 22 Prozent, die sehr häufig und 21 Prozent, die oft länger arbeiten, während lediglich 21 Prozent nie mehr als acht Stunden tätig sind. 59 Prozent der erstgenannten Gruppen wünschen sich eine Begrenzung des Arbeitstages auf acht Stunden.
95 Prozent der Teilnehmer würden, wenn sie die Wahl hätten, eine Arbeitszeit bevorzugen, die spätestens um 18 Uhr endet, wobei ein Arbeitsende zwischen 15 und 16 Uhr mit 26,6 Prozent besonders beliebt ist. Die populärsten Arbeitsbeginnzeiten liegen zwischen 7 und 9 Uhr. Lediglich zwei Prozent würden eine späte oder Nachtschicht ab 13 Uhr vorziehen.
Eine Arbeitstaglänge von mehr als zehn Stunden lehnen fast alle Befragten ab – 98 Prozent wollen dies auf keinen Fall. Auch längere Arbeitsunterbrechungen für private Angelegenheiten, wie sie im Homeoffice möglich sind, werden selten geschätzt: Obwohl 35 Prozent der Befragten angaben, dies selten zu tun, würden 95 Prozent ihren Arbeitstag am liebsten bis spätestens 19 Uhr beenden – bei Beschäftigten mit Kindern sogar zwei Prozent mehr.
Yasmin Fahimi, Vorsitzende des DGB, kommentiert die geplante Änderung der Bundesregierung kritisch:
“Was die Bundesregierung jetzt anstrebt, ist die einseitige Verlagerung der Gestaltung von Arbeitszeiten zugunsten der Arbeitgeber – einschließlich ihrer Verlängerung … Eine Verlängerung der täglichen Höchstarbeitszeit löst keines der Probleme der deutschen Wirtschaft.”
Stattdessen schlägt sie vor, Überstunden – oft unbezahlt – abzubauen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch mehr Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung zu verbessern. Vorschläge, die laut Umfrage auch den Wünschen der Beschäftigten entsprechen.
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