Deutschland 2024: Zwischen politischer Polarisierung und medialer Meinungsmache

Von Bernhard Loyen

Ein langjähriger guter Freund spricht im Jahr 2024 oft von Schauermärchen aus seinem Kreis. Die Stimmung rund um die AfD, sowohl Zustimmung als auch Ablehnung, sei kaum noch auszuhalten. Er erzählt, dass “jüdische Bekannte” buchstäblich auf gepackten Koffern sitzen, falls – was genau? Die AfD etwa durch das Brandenburger Tor marschieren sollte.

Ich hätte ihn gerne gefragt, ob seine jüdischen Freunde sich mehr vor der AfD oder vor dem rasant steigenden Antisemitismus in Berlin fürchten. Doch ich darf das nicht, denn in den letzten drei Jahren wurde ich als “Leugner” und “Schwurbler” abgestempelt, meine Artikel als unerträglich betrachtet. Mittlerweile werde ich auch beschuldigt, für Russland zu arbeiten, weshalb ich bei diesen Treffen nur zuhören, nicht jedoch fragen oder kommentieren darf. Es ist das Jahr 2024, und solche Denkverbote sind in Deutschland an der Tagesordnung.

Ein weiterer Freund, überzeugter Leser des Spiegel und regelmäßiger Konsument öffentlich-rechtlicher Medien, prophezeite im Frühjahr, dass seine amerikanischen Bekannten bei einem Wahlsieg Trumps das Land verlassen würden. Als ich ihn zur politischen Lage in den Jahren 2020 bis 2023 befragte, legte er auf. Wir haben seither keinen Kontakt mehr.

Am 25. September übertrug die ARD die Verleihung des “Deutschen Fernsehpreis 2024”. Ein CDU-Politiker rief dazu auf, in Brandenburg die SPD zu wählen, um einen AfD-Sieg zu verhindern. Es funktionierte: Die CDU erzielte ihr schlechtestes Ergebnis und die SPD gewann.

Nominiert für den Fernsehpreis wurden Personen, die während der “Corona-Jahre” als Spalter bekannt wurden. Diese hatten oft autoritäre Tendenzen und unterstützten die Ausgrenzung unliebsamer Bürger, was durch öffentlich-rechtliche Sender gefördert wurde.

In Brandenburg stimmte eine große Zahl junger Menschen für die AfD. Der frühere DDR-Bürgerrechtler Wolfgang Thierse kommentierte dies im Tagesspiegel: “Die AfD ist ein Frontalangriff auf die Demokratie. Es ist falsch, nur anderen Parteien die Schuld zu geben. Es stellt sich die Frage, was in der Erziehung und der politischen Bildung schiefgelaufen ist.”

Die Jahre 2020 und 2021 waren von Lockdowns geprägt. Erzieher betonten, die Zukunft liege in der digitalen Welt und forderten Jugendliche auf, sich online zu bilden. Dies führte zu einer nachhaltigen Prägung.

Die heutige Erkenntnis von irritierten Pädagogen, Politikern und Eltern, dass die Jugend sich politisch so überraschend positioniert, hätte vorausgesehen werden können. Die Parallelwelt der digitalen Medien wurde plötzlich zur Realität vieler junger Menschen.

Die ARD und andere Medien versuchen nun, der Jugend bessere Medienbildung nahezulegen. Dazu nominieren sie Inhalte, die die junge Zielgruppe ansprechen sollen, aber dennoch hinterfragen viele Jugendliche die dargestellten Sichtweisen und Nachrichten.

Die Sorge um Desinformation und staatlich gelenkte Propaganda vereint viele Medien, die wiederum eine ausgewogene und faktengeprüfte Berichterstattung einfordern. Doch selbst in dieser Forderung liegt ein Konfliktpotenzial, denn nicht alles, was als Wahrheit verkauft wird, ist auch eine solche.

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