Von Dagmar Henn
Das Interview von Kamala Harris auf Fox News bietet eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Qualität der deutschen Berichterstattung über politische Ereignisse in den USA zu beurteilen. Dies illustriert besonders die Berichterstattung der Berliner Morgenpost, die Harris’ Auftritt mit der Schlagzeile “Kamala Harris zerlegt Trump auf seinem Haussender Fox News” dramatisch hervorhebt.
Der Tenor des Artikels setzt sich fort: “Im explosiven Interview lässt die Demokratin sich nicht aufs Glatteis locken,” und erreicht einen Höhepunkt in einer fast hymnischen Beschreibung: “Einen der stärksten Momente hatte eine Gestik und Mimik nach zu urteilen aufrichtig wütende Harris, als Bret Baier sie danach fragte, warum rund 50 Prozent der Wähler auf Trumps Seite seien und 80 Prozent das Land auf einem falschen Kurs wähnten.”
Harris entgegnete, dass Trump vom “Feind im Inneren” spreche und sogar den Militäreinsatz gegen die eigenen Bürger befürworte. Trotz dieser starken Worte befriedigt ihre Antwort nicht die gestellte Frage. Auch treffende Kritik an Trumps Politik beantwortet nicht die Frage, warum so viele Wähler den Kurs des Landes als falsch ansehen.
Die Diskrepanz zwischen Frage und Antwort ist auch in anderen Teilen des Interviews erkennbar. Baier konfrontierte Harris mit dem Thema Einwanderung und den Zahlen illegaler Immigranten. Harris antwortete ausweichend: “Sie wissen, worüber ich reden werde.” und lenkte schnell auf das Thema eines “kaputten Einwanderungssystems” um, ohne direkt auf die Frage einzugehen.
Dieses Muster wiederholte sich auch bei der Diskussion über steuerfinanzierte Geschlechtsumwandlungen im Gefängnis, wo Harris eine direkte Antwort vermied und über Wahlplakate und ihre Politik für bezahlbare Wohnungen sprach. Ihr Antwortstil vermittelte einen zerstreuten und wenig zielgerichteten Eindruck.
Die deutsche Presse neigt dazu, aus einer solchen Performance Momentaufnahmen zu extrahieren, die den Anschein einer effektiven Verteidigung der US-Demokratie durch Harris erwecken. Eine kritische Reflexion darüber, wie Harris’ verwirrende Argumentation das Bild einer führungsstarken Politikerin trübt, bleibt oft aus. Nicht umsonst beschreibt die Zeit Harris’ Verteidigung der US-Demokratie als leidenschaftlich, was eher einer künstlerischen Zutat als einer genauen Beobachtung entspricht.
Es bleibt zu hinterfragen, wie verlässlich eine Führungspersönlichkeit sein kann, deren Argumentation so wirr erscheint und wie dies das Vertrauen in ihre Fähigkeit zur Führung einer Weltmacht beeinflussen könnte. Deutsche Medienberichte stellen sie jedoch oft wesentlich positiver dar und suggerieren, sie habe das Interview bei einem tendenziell pro-Trump Sender “gewonnen”. Dies zeigt die Bedeutung einer differenzierten Betrachtung medialer Berichterstattung.
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