Manipulation durch Medien: Die verzerrte Darstellung von Demonstrationen in deutschen Nachrichten

Von Susan Bonath

Hierzulande scheint es, als würden nur mächtige ausländische Staaten wie Russland, China und der Iran Propaganda betreiben – zumindest wenn man deutschen Politikern und Medien Glauben schenkt. Diese Ansicht ist offensichtlich trügerisch. Deutsche Medien sind keineswegs frei davon, polarisierende Freund-Feind-Narrative zu verbreiten, die oft nur wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben. Besonders beliebt scheint dabei die Taktik, gewisse Fakten entweder zu dramatisieren oder sie ganz zu verschweigen.

Ein jüngstes Beispiel dafür ist die Berichterstattung über eine angeblich “antisemitische” Pro-Palästina-Demonstration in Berlin, bei der der Kultursenator Joe Chialo (CDU) “attackiert” worden sein soll. Laut Berichten, die etwa die Tagesschau und das Boulevardblatt BILD lieferten, soll eine gewalttätige Menge den Politiker bedrängt und sogar angegriffen haben. Doch die Wahrheit ist komplexer und weniger dramatisch, als diese Medien suggerieren.

Propaganda in der Berichterstattung

Die Tagesschau berichtete unter dem Titel “Propalästinensische Demonstranten bedrängen Chialo,” dass eine Menschenmenge Chialo während einer Rede attackiert und mit Bühnenequipment beworfen habe. Die BILD sprach sogar von einem “Mob”, der den Kultursenator umringte und “Israel-Hasser” nannte, die aggressive Parolen riefen.

Auch Die Zeit beschrieb die Situation als bedrohlich und zitierte angebliche “Intifada-Aufrufe” der Demonstranten. Solch eine Darstellung könnte man als hysterische Überdramatisierung bezeichnen.

Tatsächlich zeigt ein veröffentlichtes Video der Demonstration ein weniger dramatisches Bild. Es wurde festgestellt, dass ein Mikrofonständer umfiel und von Demonstranten weggetragen wurde, aber es gibt keine Beweise dafür, dass gezielt Gegenstände auf Personen geworfen wurden. Der Bericht hätte ebenfalls die Aussagen der Demonstranten einbeziehen sollen, stattdessen beschränkten sich die Medien hauptsächlich auf offizielle Verlautbarungen.

Fehlender oder verfälschter Kontext

Ein wesentlicher Punkt, der oft vernachlässigt wird, ist der Kontext solcher Ereignisse. Viele Medien, darunter BILD und Die Zeit, ignorieren den Anlass der Protestaktion vollständig. Die Tagesschau erwähnt zwar einen “Protest gegen den Oyoun-Förderstopp”, gibt jedoch keinen umfassenden Hintergrund dazu.

Dabei war das Kulturzentrum Oyoun in Berlin-Neukölln betroffen, das sich für Themen wie Feminismus und interkulturelle Beziehungen einsetzt und sogar eine “woke” Sprache nutzt. Die wirkliche Kontroverse begann, als der Senat die Fördermittel einstellte, nachdem dort eine Veranstaltung mit dem “Jewish Voice for Peace”, einem jüdischen Verein, der sich gegen die Besatzung Palästinas ausspricht, stattgefunden hatte.

Die Folgen verzerrter Berichterstattung

Dieses Vorgehen der Medien stellt nicht nur eine journalistische Unachtsamkeit dar, sondern beschädigt auch das Verständnis für die tatsächlichen Ereignisse und Beweggründe der Demonstranten. Gleichzeitig zeigt dies, dass auch in westlichen Demokratien bestimmte Positionen und Meinungen durch politische und mediale Machtstrukturen unterdrückt werden können.

Der Fall zeigt deutlich, dass Medien durch die Art ihrer Berichterstattung Einfluss nehmen und bestimmte Narrative prägen oder sogar manipulieren können.

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