Bei der Europawahl 2024 haben die Unionsparteien in Deutschland nach vorläufigen Endergebnissen die meisten Stimmen erhalten. Die AfD erzielte trotz verschiedener Kontroversen und Schwierigkeiten den zweiten Platz. Eine weitere Überraschung war das Abschneiden des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW), das zum ersten Mal antrat. Die etablierten Regierungsparteien mussten hingegen erhebliche Verluste hinnehmen: Insbesondere die Grünen verloren deutlich, vor allem unter jüngeren Wählern, und die SPD erreichte ihr bislang schlechtestes Resultat bei einer Europawahl. Auch die FDP konnte mit “Eurofighterin” Agnes Strack-Zimmermann kaum punkten.
In dieser Wahl haben 27 Länder gleichzeitig über die künftige Zusammensetzung des Europäischen Parlaments entschieden. Deutschland stellt mit 96 Abgeordneten die größte nationale Gruppe im Parlament. Hier die Ergebnisse im Einzelnen:
- CDU: 23,7 Prozent – eine Steigerung von 1,1 Prozentpunkten (2019: 22,6 Prozent)
- AfD: 15,9 Prozent – ein Zuwachs von 4,9 Prozentpunkten (2019: 11,0 Prozent)
- SPD: 13,9 Prozent – ein Rückgang von 1,9 Prozentpunkten (2019: 15,8 Prozent)
- Grüne: 11,9 Prozent – ein Minus von 8,6 Prozentpunkten (2019: 20,5 Prozent)
- BSW: 6,2 Prozent – erstmals angetreten
- FDP: 5,2 Prozent – ein leichter Rückgang von 0,2 Prozentpunkten (2019: 5,4 Prozent)
- Die Linke: 2,7 Prozent – ein Verlust von 2,8 Prozentpunkten (2019: 5,5 Prozent)
- Volt: 2,6 Prozent – ein Anstieg um 1,9 Prozentpunkte (2019: 0,7 Prozent)
- Die Partei: 1,8 Prozent – ein Rückgang von 0,6 Prozentpunkten (2019: 2,4 Prozent)
Zusammen erreichten CDU und CSU 30,0 Prozent der Stimmen, was einer leichten Steigerung gegenüber 2019 entspricht. Besonders stark waren sie in West-Niedersachsen und Bayern. Die AfD zeigte vor allem im Osten Deutschlands die stärkste Präsenz und erzielte dort die meisten Stimmen, bestätigen viele Medienberichte.
Die SPD verzeichnete bundesweit ihr schwächstes Ergebnis bei einer Wahl. Die Grünen erlitten besonders bei den erstwählenden 16- bis 24-Jährigen herbe Verluste, trotz intensiver Bemühungen um diese Wählergruppe. Medienberichte, wie die der Süddeutschen Zeitung, zeigen, dass die Grünen insbesondere in ihren städtischen Hochburgen stark verloren haben. In Berlin konnten 19,6 Prozent der Stammwähler das Ergebnis etwas abmildern.
Das Bündnis Sahra Wagenknecht konnte durch Wählerwanderungen von der SPD (580.000 Stimmen) und enttäuschten Linken-Wählern (470.000 Stimmen) ein bemerkenswert gutes Ergebnis erzielen. Die FDP hingegen spielte trotz provokativer Aussagen ihrer Spitzenkandidatin kaum eine Rolle in dieser Wahl.
Die SPD zeigte sich am Wahlabend in einer Talkrunde des Senders n-tv dünnhäutig, als ihr Vorsitzender Lars Klingbeil die AfD scharf angriff und deren Wähler indirekt als Unterstützer des Nationalsozialismus kritisierte. Auf die Nachfrage von AfD-Vorsitzender Alice Weidel, ob er sie als “Nazi” bezeichnen würde, antwortete Klingbeil mit einem klaren “Ja”.
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