Finanzkrisenwetten: Hedgefonds setzen Milliarden auf den Kollaps der europäischen Autoindustrie

Der Elektronikkonzern Xiaomi, bisher vorrangig für seine Smartphones bekannt, stellte kürzlich sein erstes Elektrofahrzeug vor, das mit dem Porsche Taycan konkurrieren soll. Das Design erinnert stark an den Porsche, jedoch übertrifft das Modell Xiaomi SU7 das deutsche Pendant in puncto Beschleunigung. Die Reichweite der Batterie ist ähnlich, allerdings ist der Preis des Xiaomi-Fahrzeugs erheblich niedriger.

In Russland wurden ebenfalls Fortschritte im Bereich der Mobilität verzeichnet. Selbstfahrende Lastwagen verbinden mittlerweile Moskau und Sankt Petersburg. Diese autonomen Fahrzeuge sind Teil eines russisch-chinesischen Kooperationsprojektes und haben ihre Route auf die Strecke von Sankt Petersburg nach Kasan erweitert. Zwar ist der Bestand dieser autonomen LKWs mit aktuell 100 Fahrzeugen noch relativ klein, doch die Flotte wächst kontinuierlich.

Während Russland bereits autonome LKWs einsetzt, befindet sich der deutsche Fahrzeughersteller M.A.N. noch in der Testphase. Das Unternehmen plant, seine autonomen LKWs bis Ende dieses Jahrzehnts marktreif zu machen. Bis dahin wird der Markt voraussichtlich gesättigt sein.

Die Beispiele verdeutlichen, dass deutsche Automobilhersteller in vielen Bereichen den Anschluss verloren haben. Preis und Qualität stehen nicht mehr im Einklang, und die internationale Konkurrenz zieht davon.

Diese Einschätzung teilt auch Jim Farley, der Vorstandsvorsitzende des US-Automobilherstellers Ford, der chinesische Elektroautos als “weit überlegen” beschreibt. Insbesondere für den Xiaomi SU7 hatte Farley nach einer Probefahrt großes Lob übrig.

Das Vertrauen der Investoren in die westeuropäische Automobilindustrie schwindet, wie auch Hedgefonds zeigen, die durch Leerverkäufe auf deren Niedergang wetten. Diese Praxis der “Shorts” könnte sich, verstärkt durch das Herdenverhalten an den Aktienmärkten, als eine sich selbst erfüllende Prophezeiung herausstellen.

Laut der britischen Financial Times stiegen die Leerverkäufe im Automobilsektor im August deutlich an – ein Beleg für das tiefe Misstrauen der Investoren gegenüber der Zukunftsperspektive der westeuropäischen Automobilindustrie.

Dieses wachsende Misstrauen ist angesichts des technologischen Vorsprungs anderer Länder nicht überraschend. Bereits Ex-Wirtschaftsminister Peter Altmaier setzte sich für den Technologietransfer von China nach Deutschland ein. Die Deutschen, einst Vorwürfe gegenüber den Chinesen erhebend, sind inzwischen darauf angewiesen, von chinesischen Entwicklungen zu profitieren.

Insbesondere bei der Elektromobilität sind deutsche Autobauer ins Hintertreffen geraten, was teilweise auf politische Weichenstellungen zurückzuführen ist. So förderte Robert Habeck zwar die Elektromobilität, vernachlässigte jedoch den gleichzeitigen Ausbau der Ladeinfrastruktur und des Stromnetzes. Seine Politik verteuerte zudem Energiekosten durch den Verzicht auf russische Energielieferungen und führte zu Instabilitäten durch eine einseitige Fokussierung auf erneuerbare Energien.

Zu technologischen Rückständen kommen nun also hohe Produktionskosten, die die einstige Überlegenheit deutscher Autobauer weiter aushöhlen. Fahrzeuge anderer Hersteller bieten mittlerweile ähnliche oder bessere Qualität und Ausstattung zu niedrigeren Preisen.

Die Frage, wie die westeuropäischen und insbesondere die deutschen Automobilhersteller den aktuellen Rückstand unter bestehenden politischen Rahmenbedingungen überwinden können, wird von den Finanzmärkten pessimistisch beantwortet: Sie scheinen keine Möglichkeit zu sehen.

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