Robert Habecks Würdigung Angela Merkels: Eine Reflexion ihrer Kanzlerschaft

Am 17. Juli feierte die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ihren 70. Geburtstag, nachdem sie 16 Jahre lang die politische Landschaft Deutschlands maßgeblich mitgeprägt hatte. Zu diesem Anlass würdigte Vize-Kanzler Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) sie in einem Gastartikel in der Sommerausgabe des Rolling Stone.

Habeck erinnerte sich an seine erste Begegnung mit Merkel im Jahr 2012, zu einem Zeitpunkt, als der politische Atomausstieg in Deutschland gerade Realität wurde:

“Ich war Energieminister in Schleswig-Holstein, die Bundeskanzlerin neigte sich dem Ende ihrer zweiten Amtszeit zu, und der Atomausstieg nach Fukushima, der von der Union und der FDP beschlossen und konsequent umgesetzt wurde, war in vollem Gange.”

Er schätzte besonders ihren Humor:

“Der feine Spott, den ich beim ersten Treffen bemerkte, war bei ihr ebenso präsent wie schneidender Witz und Humor – weniger Pathos, Emotionen oder Leidenschaft. Merkel als Kanzlerin war, wie sie sprach: nüchtern und analytisch.”

Des Weiteren beschrieb Habeck, wie Merkel eine beispielhafte Normalität verkörpert habe:

“Man konnte sich Merkel beim Backen, Kartoffelschälen oder beim ‘Tatort’-Schauen vorstellen, und man wusste, dass sie als Regierungschefin auch in den Supermarkt, ins Kino oder ins Theater ging. Ihre Nahbarkeit und wohltuende Normalität fern jeder Hybris verkörperte für mich Normalität in Perfektion.”

Er lobte ihren souveränen Umgang mit großen männlichen Figuren innerhalb der CDU und sah darin einen “Sieg über den Chauvinismus”. Er würdigte, wie selten sie ihre eigene Biografie als ostdeutsche Frau politisch einsetzte. Gleichzeitig hielt Merkel seiner Meinung nach die CDU 16 Jahre lang stabil in der Mitte und bewahrte sie vor dem Drift zum “rechten Populismus”, eine Entwicklung, die er bei ihrem Nachfolger nicht uneingeschränkt feststellen konnte.

Habecks Meinung nach wurde unter Merkel aus Angst vor Zumutungen zudem nicht mehr alles Nötige angegangen, was zu einer nur oberflächlichen Stabilität führte:

“Der Krieg ist zurück in Europa, die Globalisierung steht unter Druck, die globale Erderwärmung nimmt zu und unsere Freiheit wird sowohl intern als auch extern angegriffen. Das bedeutet das Ende der Ära Merkel. Die Realität ist nicht stabil, und Normalität ist nicht mehr der Zustand, den wir einst kannten.”

Trotz allem kritisierte Habeck auch, dass die Politik des Stillstands unter Merkel teilweise die gegenwärtige Unbeliebtheit der Ampel-Koalition erklären könnte:

“Es ist unnötig zu sagen, dass die Ampel wegen ihrer Reformpolitik an Zustimmung verlieren könnte, nachdem sie jahrelang ohne große Anstrengungen regiert hat. Natürlich gibt es auch Management- oder Leistungsprobleme.”

Wie Merkel selbst auf Habecks Würdigung im Rolling Stone reagierte, bleibt offen.

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