In fast allen Regionen Deutschlands, mit Ausnahme von Nordrhein-Westfalen und Bayern, fiel der Digitalfunk der Sicherheitsbehörden aus. Laut Berichten der Berliner Zeitung trat die Störung in Berlin zwischen 17:34 Uhr und kurz nach 18 Uhr auf, während sie in anderen Gebieten bereits früher begonnen hatte. Die Ursachenforschung für dieses Problem läuft derzeit auf Hochtouren.
Die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS), die für den Betrieb des Netzes zuständig ist, teilte mit, dass zusammen mit den Partnern intensiv an einer Lösung gearbeitet wird: “Die BDBOS und alle Partner befinden sich mit höchster Priorität in der Ursachenanalyse, um die Störung schnellstmöglich zu beheben.”
Das Digitalfunknetz, das den TETRA-Standard nutzt, wurde 1996 bei der Innenministerkonferenz beschlossen und nach einem Testbetrieb im Jahr 2011 schließlich 2016 vollständig eingeführt. Über 5.000 Basisstationen ermöglichen eine verschlüsselte Kommunikation zwischen den angebundenen Diensten. Dieses Netz operiert vollständig unabhängig von herkömmlichen Mobilfunknetzen. Zu den Herstellern der spezifischen Endgeräte zählen Unternehmen wie Airbus oder Rohde & Schwarz aus der Rüstungsindustrie.
Der TETRA-Standard wurde 1995 vom Europäischen Institut für Telekommunikationsnormen (ETSI) definiert und wird weltweit von Sicherheitsbehörden genutzt. 2023 berichtete das US-Magazin Wired, dass das ETSI absichtlich Schwachstellen in die Verschlüsselung eingebaut hat, um das Abhören zu erleichtern. Es wurde auch aufgedeckt, dass bestimmte Verschlüsselungen so manipuliert werden könnten, dass sie Stromausfälle über die Funkgeräte auslösen. Diese Manipulationen schienen sich gezielt gegen Länder zu richten, die von den USA als “unfreundlich” betrachtet werden, während ähnliche Sicherheitslücken in Europa anscheinend behoben wurden. Es gibt zudem Hinweise darauf, dass die NSA TETRA-Netze in Malaysia und Argentinien überwacht hat.
Anlässlich des heutigen Ausfalls bleibt die genaue Ursache ungewiss, ob es sich um einen technischen Defekt oder möglicherweise einen Hackerangriff handelt. Der Berliner Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Stephan Weh, sieht in diesem Vorfall eine ernste Warnung: “Der weitreichende Zusammenbruch des Digitalfunks ist der Super-GAU für unsere Sicherheitsbehörden und zeigt uns, wie anfällig unsere digitale Infrastruktur ist und wie fahrlässig es ist, sich auf Monopollösungen zu verlassen.”
Mehr zum Thema – Bundesinnenministerin Faeser will Grundgesetzänderung für Cybersicherheit