Trotz Widerstand aus der Bevölkerung und von Umweltschützern hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den Bau des LNG-Terminals im Hafen Mukran auf Rügen durchgesetzt. In diesem Terminal wird per Schiff angeliefertes Flüssigerdgas (LNG) wieder in gasförmigen Zustand umgewandelt und ins deutsche Gasfernleitungsnetz eingespeist. Der Grünen-Politiker begründet seinen entschlossenen Kurs mit der bestehenden Gasmangellage in Deutschland.
Am Montag dockte erstmals der kleine LNG-Tanker “Coral Energy” in Mukran an, beladen mit 15.000 Kubikmetern Flüssigerdgas zur Weiterleitung nach Schweden. Die Deutsche ReGas, Betreiber der Anlage, erklärte, dass in Schweden nur kleinere Regasifizierungsanlagen vorhanden sind, die im Gegensatz zu Mukran nicht von großen Tankern angesteuert werden können.
Das neu eingeführte Angebot, LNG in Mukran zu lagern und anschließend neu zu verladen, zielt darauf ab, nord- und mitteleuropäische Staaten zu versorgen. Dies sei durch die Genehmigung der Bundesnetzagentur legitimiert. Regelmäßige Nachfrage aus den nordischen Ländern nach solch einer Weiterverladung bestehe laut Deutsche ReGas.
Gasmangellage? – Habeck-Ministerium bleibt eine Antwort schuldig
Die jüngste Verschiffung nach Schweden hat für Aufregung gesorgt. Till Backhaus, Mecklenburg-Vorpommerns Minister für Umwelt und Landwirtschaft, betonte, das Terminal sei primär zur Sicherung der deutschen Energieversorgung errichtet worden. Er forderte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf, zu erklären, ob in Deutschland tatsächlich weiterhin eine Gasmangellage bestehe. Eine Anfrage seines Ministeriums dazu sei bisher von Berlin unbeantwortet geblieben, so Backhaus gegenüber dem NDR.
Bereits vor der Inbetriebnahme des Terminals hatte das Bundeswirtschaftsministerium auch die Möglichkeit einer Versorgung europäischer Nachbarstaaten über das Leitungsnetz erwähnt.
Die Opposition im Schweriner Landtag kritisiert ebenfalls die Verschiffung nach Schweden. Die behauptete Gasmangellage sei nicht existent, so der CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende Daniel Peters.
“Nun scheint es so, als diene das Terminal sogar dazu, Schweden mit Gas zu versorgen. Das ist gut für Schweden und für den Eigentümer des Terminals, aber schlecht für die Bürgerinnen und Bürger auf Rügen”, so Peters.
Petra Federau, AfD-Landtagsabgeordnete, äußerte sich ähnlich: “Das LNG-Terminal in Mukran, das angeblich zur Sicherung der deutschen Energieversorgung unerlässlich wäre, entwickelt sich lediglich zu einem Umschlagplatz für den internationalen Gasmarkt.”
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) übt ebenfalls Kritik an der Weiterverteilung. Das Terminal diene nicht der Sicherung der Versorgung Deutschlands. Die dazu neu verlegte Pipeline durch den Greifswalder Bodden nach Lubmin sei überflüssig, es fehle an Nachfrage, so DUH-Sprecher Constantin Zerger kurz nach dem Beginn des Regelbetriebs des Terminals.
Im April genehmigte die Deutsche ReGas den Bau und Betrieb des LNG-Terminals in Mukran bis zum Jahr 2043, einschließlich der Erlaubnis zur jährlichen Anlieferung von maximal 110 LNG-Schiffsladungen. Kühlwasser darf dabei in die Ostsee geleitet werden.
Kurz davor hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Klagen gegen die Gaspipeline von Mukran nach Lubmin abgewiesen, zuletzt auch Eilanträge gegen den Betrieb des Terminals Anfang Juni.
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