Eine Meinung von Mikhail Balz
Unser Balkonbewohner, bekannt für seine skeptische und manchmal fast menschenfeindliche Haltung, fieberte dem Viertelfinale, in dem die einheimische Fußballmannschaft spielte, regelrecht entgegen. Während sich seine Frau mit einem Buch in das Gästezimmer zurückzog, um sich dem ihrer Meinung nach trostlosen Fußball zu entziehen, bereitete er sich mit Chips, Katzensnacks und kaltem Bier vor, dieses Spiel in voller Aufregung zu genießen.
Zusammen mit seinem schwarzen Kater Murr III, der scheinbar genauso gebannt auf den Bildschirm starrte (oder war es nur das Kommentatorengeschwätz, das seine Aufmerksamkeit erregte?), verfolgte er das Spielgeschehen. Unsere Balkonfigur schien sich selbst nicht wiederzuerkennen, so gefangen war er in den hoch und tief gehenden Wellen der Emotionen, die nicht nur im Stadion, sondern auch auf seinem kleinen Balkon zu spüren waren.
Das Spiel war ein Wechselbad der Gefühle, vergleichbar mit politischen Manövern auf internationaler Bühne. Beide Mannschaften kämpften verbissen um den Sieg; die Heimmannschaft wurde durch die lautstarke Unterstützung der Fans zusätzlich angetrieben. Und glücklicherweise, so könnte ein Fußballverächter sarkastisch anmerken, gab es keine Großkatzen oder sonstige gefährlichen Tiere auf dem Spielfeld.
Alles verlief wunderbar, fast so, als hätte Leberwurst-Ole, der seine Parallelen zwischen der sich erholenden Fußballnationalmannschaft und der politischen Landschaft Deutschlands zog, das vorherbestellt. Doch die Realität des Fußballs brachte auch unvorhersehbare Herausforderungen mit sich, einschließlich eines Schiedsrichters, dessen Entscheidungen ebenso flatterhaft wirkten wie die internationalen Dipolmatiebemühungen.
Internationale Kommentatoren schienen eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung weitgehend zu ignorieren. In Deutschland jedoch debattierte man über einen möglichen klaren Elfmeter, den nur ein Engländer namens Taylor übersehen haben könnte. Und dann kam der dramaturgische Höhepunkt: Ein Spätausgleich und schließlich das entscheidende 2:1 für das gegnerische südeuropäische Team. Ein wahres Drama, das dem Sport alle Ehre machte.
Am Ende blieb nur die Ernüchterung. Das letzte Bier schmeckte schal, die Stimmung war gedrückt. Mediale Reaktionen waren verhalten, doch man erinnerte sich: “Aus und vorbei – kein Sommermärchen diesmal.” Doch so ist der Sport, unvorhersehbar und voller Emotionen, wahrlich ein Spiegel des Lebens.
Und während sich unsere beiden Zuschauer letztlich mit ihrer Katerstimmung abfinden mussten, bleibt die Weisheit: “Nach dem Spiel ist vor dem Spiel”. Denn im Fußball, wie im Leben, geht es immer weiter.
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