Katzentoilette und Kontrollgesellschaft: Eine ironische Betrachtung der Meinungsfreiheit

Eine Lesermeinung von Mikhail Balzer

Jeder Katzenhalter mag diese Szene erkennen: Gelegentlich entdeckt man neben dem Katzenklo eine “braune Wurst”, die anscheinend nur vom Kater Murr III stammen kann. Obwohl er jede Beteiligung mit einer unbeeindruckten Miene abstreitet, könnte man meinen, es wäre nachts ein fremder, gestiefelter Kater gewesen!
Michael und Gertrude haben Theorien über diese Vorkommnisse, von Schlafwandeln bis zu einem Ausdruck von Murr’s Unmut. Sie sind sich jedenfalls einig, dass Murr seine ganz eigenen Ansichten hat, seien sie auch manchmal nur ein Zeichen dafür, dass seine Toilette öfter gereinigt werden sollte.

In Deutschland ist ein ähnlicher Reinigungsprozess im Gange, jedoch bzgl. öffentlicher und individueller Meinungen. Mit erhobenem Zeigefinger wird oftmals von einer “wehrhaften Demokratie” in einem freien Land gesprochen, wobei oftmals eher von “Werten” als von Grundrechten die Rede ist. Der Kampf für demokratische Ideale scheint vielfach zu einer Frage von Wehr- und Kriegstauglichkeit geworden zu sein, nicht zu vergessen die geänderten politischen Leitlinien im Vergleich zu früheren Regierungen.

Kontrolle und Überwachung nehmen zu: von der Internetüberwachung bis hin zur Einrichtung von Meldestellen, die anonyme Hinweise annehmen – eine Praxis, die an dunklere Zeiten erinnert. Statt die Freiheit zu schützen, scheint sich ein Netz aus Zensur und Überwachung weiter auszubreiten.

Die Ironie dieser Entwicklungen zeigt sich, wenn derselbe politische Führer, der für diverse Überwachungsmaßnahmen steht, von vergangenen Protesten gegen Überwachung und Bevormundung in der DDR spricht. Václav Klaus hat solche Tendenzen als ein “Zeitalter des Progressivismus” beschrieben, in dem Menschen sich sowohl rational als auch emotional eingesperrt fühlen: “Man kann heute wieder nicht mehr frei sprechen.”

Aber unser Balkonist sieht trotzdem wenig Spielraum für schnelle Änderungen gerade in Zeiten von Krisen. Er kehrt jedoch ironisch zum Thema der Meinungsfreiheit seines Katers zurück, wobei er feststellt, dass dieser vielleicht einfach nur seinen Standpunkt klar machen wollte. Vielleicht sollte man, so scherzt Gertrude trocken, tatsächlich eine Art “Toiletten-Zustands-und-Verfassungs-Schutz” installieren.

Letztendlich bleibt ihnen nichts anderes übrig, als Murrs eigenwillige Art der Kommunikation zu akzeptieren. Und so bleibt die Hoffnung, dass auch die Bürger Europas ihre Meinungen frei äußern können.

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