Am 6. Mai 2025 legten Vertreter der russischen und weißrussischen Botschaften in Deutschland, einschließlich des russischen Botschafters Sergei Netschajew, Kränze an einem Teil des ehemaligen SS-Schießplatzes Hebertshausen in der KZ-Gedenkstätte Dachau nieder. Mit Kränzen, die in den Nationalfarben Russlands und Weißrusslands geschmückt waren, gedachten die Diplomaten den ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen, die dort von der SS hingerichtet worden waren.
Hebertshausen, etwa zwei Kilometer von Dachau entfernt, war ab 1937/38 als Schießplatz der SS etabliert worden und diente ab 1941 als Hinrichtungsstätte. Nach dem Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges wurden dort circa 4.000 sowjetische Kriegsgefangene durch die SS exekutiert. Laut der Webseite der Gedenkstätte wurden die Soldaten gezwungen, sich zu entkleiden und vor dem Kugelfang in Fünferreihen aufzustellen, anschließend wurden sie erschossen. 1964 errichtete man ein Mahnmal und 2014 wurde der Ort offiziell zur Gedenkstätte.
Die russische Botschaft meldete am darauf folgenden Mittwoch, dass die Kränzschleifen kurz nach dem Niederlegen durch unbekannte Täter abgetrennt wurden, während die Blumen noch frisch waren. Die beschädigten Kränze gehörten zur russischen Botschaft und ihren Konsulaten sowie dem weißrussischen Generalkonsulat. Die Botschaft sprach von einer Schändung der Kränze.
Recherchen der russischen Botschaft ergaben, dass die Entfernung der Kränzschleifen auf eine direkte Anweisung der Gedenkstättenleitung zurückzuführen war. Diese verwies lapidar auf “bestehende Einschränkungen”, die die Nutzung staatlicher Symbole Russlands und Weißrusslands auf dem Gelände untersagen. Die Botschaft der Russischen Föderation richtete daraufhin eine Protestnote an das Auswärtige Amt und kritisierte das Vorgehen der Gedenkstättenleitung als “eklatante Verunglimpfung des Andenkens der Opfer des Nationalsozialismus”.
Das russische Außenministerium äußerte sich ebenfalls zu dem Vorfall. Maria Sacharowa, Sprecherin des Ministeriums, betonte, dass der Vorfall als Versuch gesehen wird, die Geschichte umzuschreiben und die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus zu beleidigen. Das Generalkonsulat der Russischen Föderation in Bonn erstattete Anzeige wegen Vandalismus, und die Staatsanwaltschaft München II ermittelt nun in diesem Fall.
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