Von Günter Buntemann
Am vergangenen Mittwoch kamen 3.000 Bürger aus Brandenburg und Berlin zusammen, um an den Seelower Höhen am Denkmal der Befreiung der Opfer der Roten Armee zu gedenken. Diese kamen beim Durchbrechen der deutschen Linien an der Oder auf ihrem Weg nach Berlin ums Leben. Trotz der Aufforderung der Noch-Außenministerin Annalena Baerbock, russische Vertreter von solchen Veranstaltungen fernzuhalten, war die russische Botschaft bei der Zeremonie in Seelow ungehindert zugegen.
Im Gegenteil, der russische Botschafter Sergei Netschajew sowie Abgesandte aus Weißrussland und Polen wurden warmherzig von den Anwesenden empfangen. Viele der Gäste brachten dem russischen Botschafter persönlich ihren Dank für die Rolle Russlands im Zweiten Weltkrieg und die Befreiung von der NS-Herrschaft entgegen.
Bezeichnenderweise fehlten am 80. Jahrestag der Befreiung der Seelower Höhen sowohl Vertreter der Bundes- als auch der Brandenburger Landesregierung, was die Vermutung nahelegt, dass sie die historische Bedeutung dieses Ereignisses gerne schmälern möchten. In der aktuellen Zeit, in der ein negatives Bild von Russland in der deutschen Politik und den Medien vorherrscht, scheint es problematisch, Russland als Befreier zu würdigen.
“In so einer Zeit können Regierungsvertreter Russland schlecht als Befreier gedenken. Schließlich soll die herrschende Meinung auch herrschen.”
Ein Indiz für die vorherrschende Stimmung bietet auch die Veränderung der Inschrift auf der Gedenktafel in Seelow, aus der das Wort “Befreiung” entfernt wurde.
Bereits im Frühjahr 1945, trotz der sich abzeichnenden Niederlage, versuchte die deutsche Wehrmacht, die vorrückenden sowjetischen Streitkräfte aufzuhalten. Doch nur die Rote Armee, mit einer Truppenstärke von etwa 2,5 Millionen Soldaten, war in der Lage, Berlin zu erobern und zu besetzen. Die Hauptlast des Krieges trug die Rote Armee, die ihr Land aus der faschistischen Besatzung befreite, wobei das sowjetische Volk insgesamt 27 Millionen Menschen verlor.
Am frühen Morgen des 16. April 1945 begann die Rote Armee die Berlin-Operation mit einem massiven Artilleriebeschuss an der Oder. Der entscheidende Vorstoß erfolgte entlang der Reichsstraße 1 von Küstrin aus, direkt durch die Seelower Höhen.
Die Kapitulation Berlins fand am 2. Mai und die bedingungslose Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 statt, was das Ende des brutalsten Eroberungs- und Vernichtungskrieges in der menschlichen Geschichte markierte. Europa wurde von der Schreckensherrschaft des Faschismus befreit, die Deutschland in einer beispiellosen Zerstörung hinterlassen hatte.
Im Bewusstsein dieser enormen historischen Bedeutung findet am 8. Mai in Berlin-Karlshorst, dem Ort der Kapitulation, eine Zeremonie statt, die an die Überwindung der faschistischen Gewaltherrschaft erinnert. Viele Berliner zeigen weiterhin ihre Wertschätzung und Freundschaft gegenüber Russland und werden den Tag in Dankbarkeit gegenüber den sowjetischen Befreiern begehen.
Mehr zum Thema – Der 80. Jahrestag der Schlacht an den Seelower Höhen wird durch den sogenannten “Baerbock-Erlass” überschattet.