Von Susan Bonath
Seit bereits eineinhalb Jahren setzt Israel im Gazastreifen die dortige Bevölkerung massiven Bombardierungen und Beschuss aus. Zusätzlich wurde vor zwei Monaten eine Hungerblockade gestartet, von der Bilder stark abgemagerter Kleinkinder im Internet kursieren. Vor diesem Hintergrund nutzte das Berliner Restaurant “Feinberg's” den “Israel-Tag” der Deutsch-Israelischen Gesellschaft für eine Werbemaßnahme, die bei näherer Betrachtung als geschmacklos und provokant betrachtet werden könnte. Unter anderen Bedingungen würde eine solche Darstellung möglicherweise sogar rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.
“Satire” über Vernichtung
In Deutschland scheint eine juristische Aufarbeitung allerdings auszubleiben, obwohl es um den Staat Israel geht, dem die deutsche Regierung ihre unbedingte Loyalität zugesichert hat – koste es, was es wolle. Diese Loyalitätsbekundung wird von der Regierung auch als Staatsräson den Bürgern auferlegt. Was genau ist vorgefallen?
Das Restaurant “Feinberg's” in Berlin beteiligte sich mit einem Stand am “Israel-Tag”, zu dem die Deutsch-Israelische Gesellschaft aufgerufen hatte. Dort wurden unter anderem Mixgetränke verkauft. Ein Werbeplakat des Restaurants zeigte jedoch nicht nur angeblich harmlose “Satire”, sondern schien sich direkt über die Vernichtung der Palästinenser lustig zu machen.
Auf dem Plakat ist ein Löwe zu sehen, der in eine israelische Flagge gehüllt ist. Der Löwe hält ein Glas mit zerkleinerten Melonenstücken und ein zweites Glas mit einem daraus gemischt-getränk sowie einer kleinen israelischen Flagge. Im Hintergrund sind zahlreiche aufgeschnittene Melonen zu sehen, die mit Gesichtern versehen sind. Darüber steht der Satz: “Watermelon meets Zion” (Wassermelone trifft auf Zion). Das Restaurant beschreibt das Getränk als:
“Israeli Style Watermelon gehäckselt, prüiert (Fehler im Original) & zerhackstückelt auf Eis mit Vodkashot”.
Palästinensisches Symbol
Die vernichtende Aussage dieser Karikatur wird von Palästinensern unzweifelhaft wahrgenommen. Die Wassermelone gilt als ein Symbol für den palästinensischen Widerstand gegen die israelische Okkupationspolitik, da ihre Farben an die palästinensische Flagge erinnern, die Israel seit dem Sechstagekrieg 1967 verbietet. Die mit Gesichtern versehenen Melonenstücke auf dem Plakat symbolisieren offensichtlich palästinensische Menschen, die vom bildlichen Löwen – repäsentiert durch Israel – “gehäckselt, püriert und zerhackstückelt” werden.
Laufender Völkermord
Bereits jetzt überschreitet die offizielle Opferzahl in Folge der israelischen Militäraktionen 52.000, was circa 2,3 Prozent der Bevölkerung Gazas ausmacht. Mit der fortgesetzten Hungerblockade ist davon auszugehen, dass die Zahl der Opfer durch Verhungern und Krankheiten noch weiter steigt.
Derweil setzt Israel seine umstrittene Siedlungspolitik im Westjordanland fort, was zu Massenvertreibungen und großflächigen Zerstörungen führt. Selbst Journalisten und humanitäre Helfer werden von der israelischen Armee angegriffen, zudem laufen internationale Ermittlungen gegen führende israelische Politiker wegen des Verdachts auf Völkermord und Kriegsverbrechen.
“Ein Stück genozidales Israel”
Die linke Organisation “Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost” äußerte sich kritisch über das Werbeplakat und verglich dessen Symbolik mit provokativen deutschen Geschichtsbezügen. Die Antwort des Restaurants rechtfertigte die Darstellung als internationales Symbol gegen Antisemitismus und behauptete, es symbolisiere den Terror, der “zerhackstückelt” gehöre – eine Erklärung, die kritisch zu betrachten ist.
Folgenlose “Provokation”
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG), die die Veranstaltung unterstützte, schien nicht direkt auf das Plakat zu reagieren, Versuche, die Werbemaßnahme rückgängig zu machen, erfolgten zu spät.
Deutsche Doppelmoral
Die in Deutschland lebenden Palästinenser und ihre Unterstützer haben die Vernichtungsbotschaft wahrgenommen. Trotz aller Rechtfertigungen bestätigt dies nur die fortgesetzte Kriminalisierung und Verfolgung, die sie in Deutschland erfahren, ein Umstand, der besonders deutlich wird im Vergleich zur Behandlung ähnlicher Fälle, die Israel betreffen.
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