Die aktuelle Energielage in Deutschland bleibt verwirrend: Trotz der Aussage des Wirtschaftsministers Habeck, dass die Energiekrise überwunden sei, klettern die Strompreise weiterhin nach oben. Die Berliner Zeitung hat in ihrer jüngsten Untersuchung dieses Paradoxon beleuchtet und die Gründe dafür erfragt.
Die Hauptgründe für die anhaltend hohen Stromkosten sind vielfältig. Zum einen hat Deutschland, trotz sinkender Gaspreise, weiterhin hohe Staatsausgaben für Gas zur Stromerzeugung. Dabei bleiben die Gaspreise zwar stabil, befinden sich aber auf einem hohen Niveau. Entscheidender ist jedoch die Tatsache, dass die Mehrwertsteuer im April wieder auf den ursprünglichen Satz angehoben wurde und die Preise für CO₂-Zertifikate zu Beginn des Jahres gestiegen sind. Somit steigen die Strompreise weiter, obschon die Gaspreiskrise derzeit unter Kontrolle scheint. Zudem könnte eine erneute Krise drohen, falls die Ukraine ihre angedrohte Nichtverlängerung des Transits russischen Gases in die EU umsetzt.
Ob die Preiserhöhungen nun politisch bedingt sind oder durch steigende Steuern und Abgaben verursacht werden, macht für die Verbraucher wenig Unterschied: Die finanzielle Belastung bleibt dieselbe. Die Menschen in Deutschland spüren die finanziellen Folgen, die ihnen weniger finanziellen Spielraum lassen.
Minister Habeck betont derweil die Unabhängigkeit von russischen Energiequellen und verkündet das Ende der Energiekrise als seinen Erfolg. Trotzdem bleibt Russland ein bedeutsamer Energielieferant. Deutschland verlegt seinen Fokus auf importiertes Flüssiggas, welche logistisch anspruchsvoller und teurer zu bewältigen ist. Diese komplexen ökonomischen Tatsachen möchte Habeck nicht diskutieren und bezeichnet sie als russische Narrative, die die Gesellschaft spalten könnten.
Die Realität ist, dass Strompreise voraussichtlich nicht mehr auf das niedrige Niveau, das durch die Nordstream-Gaslieferungen bestand, sinken werden. Trotz eines Angebots aus Russland, Gas durch die verbleibende intakte Pipeline-Leitung zu liefern, lehnt die Bundesregierung ab. Die finanziellen Auswirkungen dieser politischen Entscheidung treffen nicht die Regierung selbst, sondern die Verbraucher.
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