Robert Habeck am Küchentisch: Ein Wahlkampfgespräch mit strategischem Dreh

Von Bernhard Loyen

Im zweiten Anlauf des Formats “Gespräch am Küchentisch: Andrea und Robert” nimmt die Strategie eine radikale Wende: Statt eines übermotivierten Robert Habeck zeigt das etwa fünfminütige Video diesmal eine gelassenere Gesprächsatmosphäre. Ein zufällig ausgewähltes Paar, ebenso zufällig ein Mann namens Robert, wird zum Protagonisten neben dem Bundespolitiker.

“Wie sollen wir miteinander sprechen? Also höflich, aber wie wollen wir uns ansprechen?”, startet der Gastgeber das Gespräch forsch.

Die Antwort fällt erwartungsgemäß vertraulich aus, um die typische Nähe der Grünen zu simulieren. Die Ehefrau äußert sich zunächst anerkennend über Habeck, was ihr Mann mit der schelmischen Frage kontert: “Heißt das, du wählst ihn immer noch nicht?” Seine eigene Antwort lässt eine mögliche, aber zurückhaltende Zustimmung erkennen.

Die Gespräche, die im ersten Teil durch zu schäumende Begeisterung der weiblichen Gesprächspartnerin von der eigentlichen Botschaft ablenkten, wurden in dieser Folge neu justiert. Der Inhalt der aktuellen Episode wird auf Social-Media durch das Team klischeehaft glänzend umschrieben:

“Am Küchentisch von Andrea und Robert wurden vielfältige Themen besprochen – ganz wie bei vielen von uns zu Hause. Es ging um persönliche Sorgen bezüglich Kriminalität und Sicherheit, wirtschaftliche Fragen zu Handel und Logistik und das gesellschaftliche Klima, das auch unsere Kinder betrifft.”

Die Produktion behält die Einblendung “Eine Stunde vorher…” bei, lässt aber zwischen den Zeilen erkennen, dass die tatsächliche Gesprächszeit aufgrund von Vorbereitungen, Unterbrechungen und Verabschiedungen eher bei einer halben Stunde liegt. Ist es ausreichend für ein authentisches Gespräch oder nur ein clever inszeniertes Wahlkampfmanöver?

Im diesmaligen Film fungiert Habeck mehr als aufmerksamer Zuhörer denn als lehrender Politiker. Rat und politische Erklärungen werden nicht mehr gemeinsam am Tisch, sondern separat nach der Verabschiedung gegeben, wobei Habeck in einem abgeschiedenen Flur auftritt.

Ein besonders brisanter Aspekt kommt von der Gastgeberin, die ihre Verwirrung über die steigende Gewaltkriminalität ausdrückt: “Ich verstehe nicht, wie die Gewaltkriminalität so steigen kann, und es wird ja nicht besser. Ich fühle nicht, dass da effektiv entgegengewirkt wird?” Darauf antwortet Habeck zustimmend und nutzt die Gelegenheit, um heikle Themen wie die Flüchtlingskrise unausgesprochen zu lassen.

Während des Gesprächs nickt Habeck verständnisvoll und erläutert später die Effizienz von Polizeipräsenz und Videoüberwachung zur Kriminalitätsbekämpfung.

Es endet damit, dass der Vizekanzler über Themen wie politische Lage und Populismus spricht, wobei er Parteien kritisiert, die sich vom demokratischen Diskurs entfernen.

Obwohl das Treffen als angenehm beschrieben wird, endet das Video mit einem Lachen über die Tatsache, dass der beschäftigte Politiker nichts gegessen hat – ein kurzer Moment des Vergessens angesichts der diskutierten schweren Themen.

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