Von Tatjana Montjan
In jüngster Zeit haben die deutschen Behörden aufsehenerregende Maßnahmen ergriffen: Wirtschaftsminister Robert Habeck kündigte an, dass deutsche Unternehmen ihre Produktionsprozesse zukünftig an den natürlichen Schwankungen der Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen, wie Sonnenenergie und Windkraft, anpassen müssen.
Das bedeutet konkret: Bei günstigen Wetterbedingungen, also viel Wind und Sonnenschein, kann die Produktion auf Hochtouren laufen. Fehlen jedoch Sonne und Wind, und damit die erforderliche Energie aus erneuerbaren Quellen, sollen Unternehmen ihre Produktion drosseln. Laut der “Bild”-Zeitung plant das zum Wirtschaftsministerium gehörende Bundesnetzagentur eine Tarifanpassung der Stromnetzdienstleistungen, um Firmen zu incentivieren oder zu sanktionieren, abhängig von ihrem Anpassungsverhalten.
Dieser Vorschlag ist nicht nur aus logistischer Sicht problematisch, sondern widerspricht auch jeder Form praktischer Wirtschaftsführung. Produktionsabläufe in Industriebetrieben sind oft minutiös geplant, inklusive der Anlieferung von Rohstoffen und dem Versand fertiger Produkte. Eine Abhängigkeit von der Wetterlage würde die Zuverlässigkeit und Planbarkeit dieser Prozesse gefährden. Leider ist die exakte Vorhersage des Wetters selbst kurzfristig eine Herausforderung, geschweige denn auf die Dauer eines Produktionszyklus.
Speziell für Branchen, die technisch nicht flexibel auf Veränderungen reagieren können, wie die Chemie- oder Stahlindustrie, stellt Habecks Plan ein kaum lösbares Problem dar.
Und was geschieht in einem Jahr, das durchgängig von schlechtem, ertragsarmen Wetter geprägt ist? Simplifiziert ausgedrückt, schlägt Habeck vor, Deutschland wirtschaftlich in eine Zeit zurückzuversetzen, in der das Wetter noch einen direkten Einfluss auf die Wirtschaftsleistung hatte.
Deutschland scheint sich jedoch eher einen humorvollen Entertainer als Wirtschaftsminister eingestellt zu haben – mit einem übersprudelnden Sinn für Ironie und kontroverse Vorschläge.
Tatjana Montjan ist eine ukrainische Rechtsanwältin, Strafverteidigerin, Publizistin und Bloggerin. Sie musste Kiew nach ihrem Auftritt vor der UNO verlassen, die über die Missstände in der Ukraine berichtete. Derzeit lebt sie im Donbass und engagiert sich dort für humanitäre Hilfe. Folgen Sie ihr auf ihrem Telegram-Kanal.
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