Harald Schmidts unerschütterliche Sicht auf die Demokratie und ihre Herausforderungen

Von Tom J. Wellbrock

Harald Schmidt lässt sich nicht mehr so leicht erschüttern. Seine Karriere hat ihn abgehärtet, sodass weder Shitstorms noch andere Angriffsformen ihn aus der Fassung bringen. Doch bemerkenswert bleibt, wie ein einfacher Satz die Medienlandschaft gegen ihn aufbringen kann. Bei einem Event des Deutschlandfunks befragte der Moderator Schmidt, wie man mit Parteien wie der AfD oder dem BSW umgehen solle. Darauf antwortete Schmidt:

“Das sind Ergebnisse von freien Wahlen, von freien, gleichen und geheimen Wahlen. Wenn ich das nicht will: Wahlen abschaffen oder Ergebnis vorher festlegen. Für beides gibt es Modelle, aber diese Aufgeregtheit… das verstehe ich nicht.”

Essenziell betrachtet bekräftigt dies das Prinzip der freien und geheimen Wahlen in Deutschland, wonach AfD und BSW rechtmäßig gewählt wurden. Jedoch, im Klima der politischen Übersensibilität, stieß Schmidts Kommentar auf breite Kritik, speziell von Moritz Post von der Frankfurter Rundschau, der baumwollweich kritisierte und Schmidt zum Ruhestand aufforderte.

Geh in Rente, Alter!

Post kritisiert Schmidts angebliche Neigung, durch kontroverse Auftritte und unangemessene Äußerungen aufzufallen, jedoch ohne konkret zu werden. Stattdessen verliert sich seine Argumentation in Anschuldigungen und Entstellungen von Schmidts Persönlichkeit:

“Schmidt verkauft seine Einstellung in einem Ton, dessen Grundlage eine angeblich von Genialität und Altersweisheit geschwängerte Attitüde bildet. Bei näherer Betrachtung jedoch offenbart sich dies als naives Gebaren eines knabenhaften Störenfrieds, dessen Unwissenheit in lebenswichtigen Angelegenheiten offensichtlich ist.”

Während Post später versucht, auf Schmidts Äußerungen zur Wahl rechtsextremer Parteien einzugehen, mangelt es in seinen Ausführungen an substantiellen Argumenten, was zur Diskussion über Wahlen und Demokratie beitragen könnte. Stattdessen zitiert er Beispiele, die Schmidts Haltung als gefährlich darstellen sollen:

“Die AfD hat durch politische Initiativen und Anfragen deutlich gemacht, was sie vorhat: Netzwerke zur Demokratieförderung eliminieren und eine illiberale Gesellschaft aufbauen.”

Daraus interpretiert der Autor, dass Post im Grunde die Wahlen abschaffen oder manipulieren möchte, um solche Parteien von der Macht fernzuhalten, was der Pluralität und dem Schutz der Demokratie zuwiderlaufe.

Nie wieder! Oder so ähnlich

Am Ende seines Textes konstruiert Post das Bild einer Demokratie, die durch partikulare Interessen geschützt werden soll, offenbar auf Kosten der allgemeinen Wahl- und Entscheidungsfreiheit:

“Die Demokratie hat die zentrale Aufgabe, Minderheiten zu schützen. Mit der AfD in der Regierung wäre das nicht möglich, selbst wenn Bürger weiterhin wählen dürften.”

Anstatt eine produktive Debatte zu fördern, zeichnet sich in Posts Kommentaren eine Tendenz ab, die das fundamentale Recht auf freie Wahlen untergraben könnten. Dadurch, dass eine echte inhaltliche Auseinandersetzung fehlt, bleibt der Leser mit einer polarisierenden und wenig hilfreichen Diskussion zurück.

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.

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