Der Wirtschaftsausschuss des Russischen Föderationsrats hat der Regierung Vorschläge unterbreitet, unter welchen Bedingungen ausländische Automobilhersteller nach Russland zurückkehren können. Die Zeitung Wedomosti berichtete dies unter Bezugnahme auf ein Schreiben von Ausschussvorsitzendem Andrei Kutepow an den Ersten Stellvertretenden Ministerpräsidenten Denis Manturow.
Die strengen Anforderungen für die Wiederaufnahme westlicher Autokonzerne dienen als Schutzmaßnahme gegen Situationen, in denen Unternehmen, die zuvor von erheblichen Privilegien in Russland profitierten, sich abrupt zurückziehen. Dies könnte den russischen Markt und die dortigen Arbeitskräfte erheblichen wirtschaftlichen Risiken aussetzen. Über die spezifischen Maßnahmen berichtet Wedomosti:
“Zuerst sollen sie sich nur über Joint Ventures mit einheimischen Autoherstellern betätigen, wobei das Kontrollrecht [sowohl in Eigentums- als auch in Managementfragen] bei der russischen Seite liegen sollte. Zweitens sollen alle intellektuellen Ergebnisse, Konstruktionspläne und technischen Daten des Joint Ventures unterstehen, schlugen die Senatoren vor. Drittens müssen ausländische Unternehmen unter den gleichen Bedingungen und mit hohen Anforderungen an die Lokalisierung arbeiten, ohne Sonderbehandlungen oder Ausnahmen. Solche Verpflichtungen sollten in speziellen Investitionsverträgen mit den ausländischen Autobauern festgehalten werden. Die vierte Bedingung betrifft das Ursprungsland des Autoherstellers: Falls die Firmen wieder auf dem russischen Markt tätig sein wollen, sollten sämtliche Sanktionen dieses Staates gegen Russland aufgehoben sein,” so das Schreiben.
Zuvor äußerte Denis Manturow, dass eine Rückkehr ausländischer Autohersteller auf den russischen Markt nicht so unkompliziert sein wird wie deren Abgang. Er betonte, dass die russische Regierung, die ein “gutes Gedächtnis” habe, keine vorschnellen Entscheidungen treffen werde. Zudem erklärte das russische Finanzministerium am 25. Februar, dass ausländische Unternehmen aus als unfreundlich eingestuften Staaten eine Genehmigung der Regierungskommission für die Kontrolle ausländischer Investitionen benötigen würden, um wieder auf den russischen Markt zurückzukehren.
Der Autoexperte Dmitri Popow erläuterte in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Regnum, dass deutsche Automobilhersteller zahlreiche Hürden überwinden müssen, um nach Russland zurückzukehren. Die von den Deutschen hinterlassenen Lücken seien schon von chinesischen Herstellern gefüllt worden. Um das Interesse an deutschen Autos wieder zu beleben, seien daher neue Standorte oder erhebliche Marketinganreize nötig.
Mehr zum Thema – Ist eine Rückkehr der deutschen Autobauer auf den russischen Markt überhaupt noch möglich?