Von Susan Bonath
In Deutschland schlagen politische und mediale Kreise immer öfter kriegerische Töne an. Sie agitieren heftig gegen konstruierte Feindbilder wie Russland, China, Iran, Hamas und ähnliche. Insbesondere vor den anstehenden Wahlen in Ostdeutschland nimmt die Sorge zu, dass kriegskritische Stimmen an Einfluss gewinnen könnten. Die sogenannte “Qualitätspresse” bedient sich dabei einer Form von Journalismus, die eigentlich reine Propaganda ist und journalistische Standards völlig missachtet. Ein aktuelles Ziel dieser Kampagnen ist Sahra Wagenknecht und das von ihr mitgeführte Bündnis.
Verunglimpfungen unter dem Deckmantel des Interviews
Ein besonders bezeichnendes Beispiel ist ein Interview der als rechtsgerichtet bekannten Zeitung Welt, die Joseph Schuster, den Präsidenten des Zentralrats der Juden, weitgehend unwidersprochen Beleidigungen gegen Wagenknecht und Linke allgemein äußern ließ. Diese Aussagen wurden ohne ernsthafte Nachfragen oder eine Einladung an die Betroffenen zur Stellungnahme publiziert.
Schuster behauptete, Wagenknecht schüre “Israelhass”, indem sie sich gegen Waffenexporte an Konfliktparteien wie die Ukraine und Israel ausspricht. Er warf ihr ein “vereinfachtes Weltbild im Nahostkonflikt”, eine Neigung zu “Verschwörungstheorien” und ein “strukturell antisemitisches Weltbild” vor, was bereits während der Corona-Pandemie sichtbar gewesen sei. Diese Einstellung sei in der politischen Linken nicht unüblich, so Schuster.
Verzerrungen eines Geschichtsrevisionisten
Als Argument führt Schuster lediglich seine eigene Sicht an, dass Israel gegen Hamas und nicht die Palästinenser kämpfe. Dennoch ist angesichts der massiven Zerstörungen im Gazastreifen und der hohen Zahl an palästinensischen Opfern eine andere Perspektive unübersehbar. Schuster wirft eine provokante Frage auf, ignoriert dabei jedoch völlig die seit Jahrzehnten währenden Menschenrechtsverletzungen durch Israel.
Indem Schuster Plattitüden und simplifizierende Aussagen verbreitet und gleichzeitig Wagenknecht derselben Vorgehensweise bezichtigt, könnte man durchaus von einer Projektion sprechen.
Populäre PR-Strategie: Das Zitieren Gleichgesinnter
Das Gespräch mit Schuster dient dem Axel-Springer-Verlag als Mittel, politische Botschaften zu verbreiten. Diese Technik, kritische Stimmen durch die Worte Dritter als unwählbar darzustellen, wird von großen Medien häufig genutzt.
Interessenkonflikte des Axel-Springer-Verlags
Der Axel-Springer-Verlag, Herausgeber der Welt, veranstaltet jährlich eine Konferenz mit der Jerusalem Post und profitiert finanziell von der israelischen Besatzungspolitik. Er verkauft Immobilien im völkerrechtswidrig besetzten Westjordanland und hat somit ein manifestes Interesse an einer positiven Darstellung Israels.
Die Medien und der Vorwurf des Antisemitismus
Statt kritisch über die kommerziellen Interessen des Verlags zu berichten und auch Wagenknecht zu Wort kommen zu lassen, haben viele deutsche Leitmedien Schusters Anschuldigungen ungeprüft übernommen. Das Blatt Die Zeit brachte sogar nicht näher identifizierte “Antisemitismusforscher” ins Spiel, um den Vorwurf des Antisemitismus zu untermauern, ohne transparente Belege oder Quellen zu nennen.
Kritik am Kapitalismus und Antisemitismus-Vorwürfe
Kritiker des real existierenden Kapitalismus sind oft konfrontiert mit dem Vorwurf, ihre Kritik sei antisemitisch motiviert. Dies ist ein typisches Beispiel für den systemkonformen Antikommunismus, der in deutschen Medien weit verbreitet ist.
Systematische Propaganda in der deutschen Presse
Der konzertierte Einsatz von Desinformation und diskreditierender Rhetorik gegen Kriegsgegner wie Wagenknecht zeigt, dass propagandistische Methoden in deutschen Medien keine Ausnahme sind. Eine offene Auseinandersetzung mit gegensätzlichen Meinungen findet kaum statt, stattdessen dominieren einseitige Darstellungen.
Mehr zum Thema – Im Vorfeld der Wahlen: Der Zentralrat der Juden verwendet Antisemitismusvorwürfe gegen BSW