Während der Corona-Pandemie kam es innerhalb der Redaktion des Nachrichtenmagazins Der Spiegel zu Spannungen, so berichtet das Portal Nius. Insbesondere Melanie Amann, die stellvertretende Chefredakteurin, stand im Zentrum der Kontroverse. Sie wird beschuldigt, den Versuch unternommen zu haben, eine kritische Kollegin auszuspionieren, die eine abweichende Meinung zu den regierungstreuen Berichterstattungen und den staatlichen Maßnahmen gegen die Pandemie vertrat.
Nach Informationen von Nius spielte das Wissenschaftsressort des Magazins eine Schlüsselrolle im Kampf gegen internen Widerspruch und wurde von Kritikern spöttisch als “Heilige Inquisition der Spanischen Grippe” bezeichnet. Amann galt als führende Vertreterin der Befürworter einer strikten Linie.
In internen Nachrichten, die Nius vorliegen, äußerte Amann den Verdacht – allerdings ohne Beweise –, dass eine Kollegin vor ihrem Weggang einen Artikel des Wissenschaftsressorts an Außenstehende weitergeleitet habe. Konkret soll die Ex-Kollegin den Artikel an den Virologen Klaus Stöhr weitergegeben haben, der in diesem kritisch erwähnt wurde. Amann bezeichnete Stöhr dabei als “einen von ihr immer sehr geförderten Corona-Verharmloser.”
Des Weiteren soll Amann darauf gedrängt haben, die Emails der besagten Kollegin zu durchforsten, was innerhalb eines Medienunternehmens ein besonders sensibler Vorgang ist. Aus den ihr vorliegenden Nachrichten geht hervor, dass der Ombudsmann beauftragt wurde, “an ihre Mails zu gehen” und dass ihr Account noch existierte.
Nach Angaben von Nius war dieser Vorgang vielen Spiegel-Journalisten bekannt und brachte Amann den internen Spitznamen “IM Amann” ein. Der Spiegel stellte jedoch klar, gegenüber Nius bestätigt zu haben, dass die Durchsuchung der Mails der ehemaligen Mitarbeiterin zwar erwogen, letztendlich jedoch abgelehnt wurde:
“Das dienstliche E-Mail-Postfach der ehemaligen Mitarbeiterin wurde nicht geöffnet und nicht ausgewertet. Obwohl die Vorwürfe zur Offenlegung von Recherchen eine Untersuchung kurzzeitig nahelegten, entschieden sich die Verantwortlichen, auch die gesamte Chefredaktion, dagegen, da ein solcher Schritt unverhältnismäßig wäre. Die Berichterstattung des Spiegel über die Corona-Pandemie spiegelt bis heute unterschiedliche Perspektiven in Gesellschaft und Wissenschaft wider.”
Zudem erwähnte Nius Amanns regelmäßige Auftritte als AfD-Expertin in Talkshows, wie kürzlich bei Maischberger, und spielte auf eine gewisse Ironie an, da ihr redaktionsintern eine gewisse Nähe zur AfD nachgesagt wird, die über professionelle Kontakte hinausgehen soll. Ein ehemaliger Kollege des Spiegel wurde zitiert, der Amann eine Nähe zur AfD attestiert, die auch persönlicher Natur sein könnte.
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