Julia Ruhs, Moderatorin der NDR-Sendung “Klar – Was Deutschland bewegt”, wurde am 17. September vom Norddeutschen Rundfunk entlassen. In einer Ausgabe der Sendung thematisierte Ruhs Schwierigkeiten in der deutschen Migrationspolitik, darunter die Auswirkungen der Asylpolitik auf Kommunen und die Überlastung der Behörden. Sie gab auch Opfern von Straftaten durch Personen mit Migrationshintergrund eine Stimme, was zu Kritik führte. Vor dieser Entwicklung hatte der NDR bereits angekündigt, dass Ruhs das Format ab 2026 nicht mehr moderieren wird. Über den Inhalt der Sendung informierte sie vorab über ihren X-Account.
Die Berliner Zeitung berichtete, dass nicht alle NDR-Mitarbeiter hinter der Entscheidung zur Kündigung stehen. Insbesondere im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein kam es zu intensiven Diskussionen zwischen der Belegschaft und der Unternehmensleitung. Laut Berichten wurden dabei ernsthafte Vorwürfe gegen die Geschäftsleitung erhoben, wobei die Zeitung exklusive Belege für diese internen Auseinandersetzungen hatte.
In einer Videokonferenz des niedersächsischen Landesfunkhauses äußerte ein Verantwortlicher von Radio NDR 1:
“Ich verstehe aus keiner unserer Erklärungen, warum wir die Moderatorin absägen. Wenn es ein Problem mit einer Sendung gibt, gibt es dafür Redaktionsleiter und Teams. Warum hat der BR kein Problem mit Ruhs, aber der NDR? Offensichtlich haben wir ein Problem mit Meinungsfreiheit, und anscheinend gibt es keine konservative Stimme im Haus, wenn wir uns extern um eine solche bemühen müssen. Der vor zweieinhalb Jahren versprochene Kulturwandel scheint nicht eingetreten zu sein.”
Ein Mitarbeiter von NDR Info offenbarte, dass die Mitarbeiter der Klar-Redaktion teilweise heftig kritisiert und sogar als “Rechtsextreme” bezeichnet wurden. Er selbst habe aus Angst vor Repressalien nicht an einem internen Tribunal teilnehmen wollen.
Ein freier Mitarbeiter des NDR berichtete, dass sowohl der Redaktionsleiter als auch das Team gerne mit Ruhs weitergearbeitet hätten. Ein Online-Redakteur wies auf die befürchteten langfristigen Folgen der Kündigung hin und fragte:
“Und wer traut sich jetzt noch, im NDR offen eine konservative Meinung zu äußern?”
In der Diskussion betonte die Direktorin des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein, Andrea Lütke, wie negativ die Kündigung von Ruhs auf die öffentliche Wahrnehmung des Senders wirke. Ein weiterer Mitarbeiter prophezeite, dass Ruhs sich als Märtyrerin der konservativen Rechten inszenieren und daraus Kapital schlagen werde.
Bereits im April hatten NDR-Mitarbeiter in einem Brief die Entlassung von Ruhs eingefordert. In einer Konferenz erinnerte die stellvertretende Intendantin Lütke daran, dass rund 250 Kollegen diesen Brief unterschrieben hatten. Dem widersprach der aktuelle Bericht des Redaktionsausschusses, welcher bekräftigte:
“Der Redaktionsausschuss stellt klar, dass es zu keiner Zeit persönliche Kampagnen gegen Mitglieder des ‘Klar’-Teams vonseiten der NDR-Mitarbeitenden gab.”
Der NDR-Rundfunkrat wird sich am Freitag eingehend mit der “Causa Klar” beschäftigen, wozu alle 58 Mitglieder kurzfristig nach Hamburg eingeladen wurden.
Weiterführende Themen: Causa Charlie Kirk und die deutschen Medien – Einschätzungen und die Dynamik der Polarisierung