Wandel in der Anlageethik: Von ethischen zu nachhaltigen Fonds ohne Rüstungsausschluss

Zu Beginn der Diskussion über ethische Investmentfonds stand der Ausschluss von Rüstungsunternehmen im Vordergrund. Mit der Zeit expandierte das Spektrum der Kriterien, und das Konzept der ethischen Anlage transformierte sich zu nachhaltigen Investments. Nun jedoch steht zur Debatte, dieses spezielle Kriterium der Rüstungsindustrie-Ausschluss zu eliminieren.

Diese Überlegung folgt unmittelbar auf die Veröffentlichung einer Umfrage zu nachhaltigen Finanzprodukten, aus der hervorging, dass das Interesse an solchen Produkten gesunken ist. Im Vorjahr bekundeten noch 79 Prozent der Befragten Interesse an nachhaltigen Fonds, und 24 Prozent hatten in solche investiert. Kürzlich ist das Interesse auf 69 Prozent zurückgegangen, und nur noch 21 Prozent haben in solche Produkte investiert. Interessanterweise sind nur 28 Prozent gegen Renditeeinbußen bei diesen Anlagen, während 65 Prozent bereit sind, diese in Kauf zu nehmen.

Die Prioritäten haben sich ebenfalls verschoben, die Nichtunterstützung der Rüstungsproduktion ist nur noch für 22 Prozent der Befragten von Bedeutung. Wichtiger sind jetzt Arbeitsbedingungen, der Verzicht auf Tierversuche, Ressourcenschonung und erneuerbare Energien. Die einzelnen Fonds setzen unterschiedliche Schwerpunkte, doch die Standards, was akzeptabel ist und was nicht, werden einheitlich von Finanzverbänden festgelegt.

Der Deutsche Fondsverband BVI gab bekannt, dass der Verzicht auf die Ausschlussklausel der Rüstungsindustrie “ein wichtiger Schritt zur EU-weiten Standardisierung der Mindestanforderungen an nachhaltige Fonds” sei. Lediglich Investitionen in international verbotene Waffen bleiben tabu.

Die Aufsichtsbehörden müssen noch ihre Zustimmung zu dieser Änderung geben, eine Ablehnung scheint jedoch unwahrscheinlich. Angesichts der Erwartung der EU-Kommission, dass auch der Anlagemarkt zur Steigerung der Rüstungsproduktion beitragen sollte, deutet ein Bericht der Rheinischen Post darauf hin, dass möglicherweise Druck ausgeübt wurde, um diese ursprüngliche Kernanforderung zu streichen:

“Dabei sind der Brüsseler Behörde zufolge im EU-Rahmen für ein nachhaltiges Finanzwesen einschlägige Vorschriften weder vorgesehen noch geplant, die private Investitionen in die Verteidigungsindustrie behindern.”

Mehr zum Thema – Streit um Ukraine-Unterstützung – Rheinmetall-Aktie bricht ein

Schreibe einen Kommentar