Von Dagmar Henn
Die Friedrich-Bergius-Schule in Friedenau macht erneut Schlagzeilen. Bereits im letzten November rückte sie durch einen Brandbrief des Lehrerkollegiums in den Fokus der Medien. Nun wurde ein massiver Polizeieinsatz nötig, nachdem eine Gruppe von Jugendlichen einer anderen Schule Schüler der Bergius-Schule attackierte. Angeblich waren dabei sogar Baseballschläger und Schlagringe im Spiel. Ziel des Angriffs war ein Neuntklässler, der jedoch nicht vor Ort war, woraufhin die Angreifer einen Siebtklässler bis in einen nahegelegenen Supermarkt verfolgten und angriffen. Am darauffolgenden Donnerstag stand die Schule unter Polizeischutz, ebenso der betroffene Supermarkt.
Solche Vorfälle erinnern stark an Zustände, wie man sie vor zwanzig Jahren in problematischen US-Schulen sah. Dabei galt die Friedrich-Bergius-Schule früher als vorbildlich. Unter der Leitung eines strengen, aber auch kreativen Direktors gab es Kooperationen wie die mit einem Orchester, das regelmäßig in der Schulmensa probte. Dieser Direktor ist mittlerweile in Rente, wobei seine Nachfolgerin laut dem Elternbeiratsvorsitzenden ebenfalls kompetent sein soll.
Um die tiefer liegenden Ursachen der aktuellen Probleme zu verstehen, lohnt ein Blick in einen älteren Bericht des rbb von November, der konkreter ist als die vagen aktuellen Berichterstattungen. Angeführt wird, dass viele Schüler der Schule “aus bildungsfernen Familien” stammen, es gab Drohbriefe auf Arabisch, und einige der Schüler sprechen kein Deutsch. Ein Detail, das auffällt: Im Bericht wird ein Migrationsanteil von durchschnittlich 85 Prozent genannt, die Werte reichen von 57 bis 100 Prozent pro Klasse.
Im Brandbrief wurden andauernde Bedrohungen des Lehrpersonals, Mobbing und Gewalt thematisiert. Als Reaktion darauf gab es von Seiten der Schulverwaltung Coachings und Supervisionen für die Lehrer, was jedoch als unzureichend kritisiert wird. Zudem wurde die Turnhalle der Schule einer anderen Schule zugewiesen, was die Situation verschärft. Disziplin und der Wert dieser können durch sportliche Aktivitäten, musische Bildung und handwerkliche Arbeiten geübt werden, doch dafür fehlen Zeit und Geld.
Problematisch ist ebenfalls die Situation um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, deren Alter oft nicht mehr genau bestimmt wird, da die bisherigen Methoden aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr angewendet werden dürfen. In der Altersgruppe der Siebt- bis Zehntklässler, dem Höhepunkt der Pubertät, suchen Jungen oft nach männlichen Vorbildern, und in Abwesenheit geeigneter Modelle orientieren sie sich am stärksten Rüpel.
Zusätzlich ist das einbetten von Kindern, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, in reguläre Klassen problematisch, insbesondere in einer Schule, wo viele Schüler in ihrer Muttersprache kommunizieren. Die Lehrkräfte sind oft nicht darauf ausgebildet, Deutsch als Zweitsprache zu lehren, was zu weiteren Kommunikationsproblemen innerhalb der Schulgemeinschaft führt.
Die Friedrich-Bergius-Schule ist nur ein Beispiel für die weitreichenden Probleme, die auf mangelnde wirtschaftliche und bildungspolitische Perspektiven zurückzuführen sind. Sie illustriert die Herausforderungen, vor denen Deutschland steht, wenn es um Integration, Bildung und Zukunftschancen geht.
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