Julian Röpcke verlässt X: Ein vorübergehender Abschied, der Fragen aufwirft

Von Gert Ewen Ungar

Heute hat Julian Röpcke in einer Mischung aus Deutsch und Englisch seine Abkehr von der Plattform X angekündigt. Als eine der zentralen Figuren der BILD-Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine, wird Röpcke im russischen Fernsehen regelmäßig als „Propagandist“ vorgestellt, wenn man sich dort auf seine Artikel bezieht.

In seiner Berichterstattung vertritt Röpcke konsequent die westliche Darstellung eines „russischen Angriffskrieges“ und „brutalen Überfalls durch Russland“. Sein Arbeitgeber, die Zeitung BILD, bezeichnet den russischen Präsidenten wiederholt als „Diktator Putin“. In dieser Hinsicht unterscheiden sich Politiker wie EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und der französische Präsident Macron markant, obwohl beide mit eigenen Herausforderungen bei der Legitimation ihrer Macht konfrontiert sind.

Die Aufrechterhaltung dieser, aus westlicher Sicht, offensichtlichen Narrative erfordert eine Abgrenzung von jeglicher faktenbasierten Diskussion. In der EU und Deutschland gibt es deshalb Bestrebungen, diese Narrative durch Zensur vor sogenannter russischer Desinformation zu schützen. Kritiker wie Röpcke argumentieren jedoch, dass diese „Desinformation“ oft näher an der Wahrheit liegt, als die vereinfachten Darstellungen aus Berlin und Brüssel, die die Welt in Schwarz und Weiß teilen und kompliziertere Wahrheiten ausblenden.

Der Kontrollverlust über den Informationsraum wird jedoch sowohl in Berlin als auch in Brüssel spürbar. Die Plattform X hat begonnen, weniger streng nach den Zensurvorgaben der EU zu handeln, was das Leben von Propagandisten wie Röpcke erschwert. Obwohl er es nicht offen ausspricht, könnte dies ein Grund für seinen Rückzug von X sein. Er ist hierbei nicht allein; es gibt auch andere Journalisten und Institutionen, die sich aus ähnlichen Gründen von der Plattform abwenden.

Hinzu kommt der Förderstopp der US-Regierung für USAID, was zu einer merklichen Reduzierung der Aktivitäten auf sozialen Netzwerken geführt hat. Dieser Rückgang ermöglicht es denjenigen, die nicht der offiziellen Linie folgen, mehr Raum für ernsthafte Diskussionen ohne sofortige Angriffe durch koordinierte Troll-Accounts.

Für Röpcke stellt dies allerdings eine Herausforderung dar. Deutsche Journalisten, gewohnt an das Arbeiten mit Schlagworten und weniger an inhaltliche Auseinandersetzungen, finden sich plötzlich gezwungen, sich mit echten Argumenten zu beschäftigen. Dass Röpcke selbst möglicherweise mittels mehrerer Accounts an diesen Troll-Kampagnen teilgenommen hat, unterstreicht das Bild von ihm als einem Propagandisten, nicht als einem journalistischen Nachrichtenvermittler.

Er plant, die Plattform X weiterhin zu nutzen, um seine Botschaften über die BILD-Zeitung zu verbreiten. Doch viele werden ihn laut den Kommentaren unter seiner Ankündigung nicht vermissen. Ob er tatsächlich X dauerhaft meiden wird, bleibt fraglich, zumal viele zurückkehrten, die ursprünglich das gleiche bei der Übernahme von Twitter durch Elon Musk angekündigt hatten.

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