Von Jewgeni Posdnjakow
Das Future Combat Air System (FCAS), an dem Deutschland, Frankreich und Spanien beteiligt sind, erlebt erhebliche Verzögerungen. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung liegt das an einem anhaltenden Disput zwischen der deutschen Verteidigungsabteilung von Airbus und dem französischen Rüstungsunternehmen Dassault Aviation.
Eric Trappier, der Generaldirektor von Dassault Aviation, besteht auf einer klaren Rollenverteilung zwischen den beteiligten Partnern. Er argumentiert, dass Frankreich aufgrund seiner Erfahrungen mit den Kampfjets Mirage und Rafale die Führungsrolle im Projekt übernehmen sollte.
Berichte über Frankreichs Bestrebungen, seinen nationalen Anteil am Projekt auf 80 Prozent zu steigern, wurden von Trappier nicht bestätigt. Stattdessen betonte er die Wichtigkeit, im Zuge des Projekts flexible und leistungsfähige Lieferanten auswählen und austauschen zu können. Trappier erklärte: “So läuft das in einem Industrieprojekt, egal in welchem Bereich, ob Verteidigung, Zivilbereich oder Bauwesen.”
Trotz ursprünglicher Planungen für eine Fertigstellung im Jahr 2040, deutet Trappier nun an, dass sich die Zeitpläne um etwa zehn Jahre verzögern könnten. Dabei bezeichnete er das FCAS als “Plan A” für Dassault Aviation und wies darauf hin, dass das Unternehmen auch Alternativen erwäge, wie etwa das GSCP-Projekt zur Entwicklung des Kampfjets Tempest, an dem Großbritannien, Italien und Japan beteiligt sind.
Auch die politischen Führer Deutschlands und Frankreichs, Bundeskanzler Friedrich Merz und Präsident Emmanuel Macron, haben sich das Ziel gesetzt, die Meinungsverschiedenheiten bis Ende August zu klären. Sie haben ihre Verteidigungsministerien angewiesen, die realistischen Aussichten für eine Fortführung der Zusammenarbeit zu prüfen.
Das FCAS-Ziel war von Anfang an nicht nur die Entwicklung eines neuen Kampfflugzeugs, sondern auch die Schaffung eines “Systems der Systeme”. Dieses soll Technologien aus dem Weltraum, der Luft, vom Land, von der See und aus dem Cyberspace integrieren. Darüber hinaus sollen ferngesteuerte unbemannte Systeme entwickelt werden.
Die Initiative erlebte bereits von Anfang an eine gleichmäßige Verantwortungsverteilung, wobei jedes Land ein Drittel der Projektaufgaben übernahm. Deutschland sollte für die Entwicklung der Drohnen zuständig sein und Frankreich für die Kampfjets. Dennoch kam es während der Zusammenarbeit immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten über die genauen Befugnisse.
Die Konflikte innerhalb des FCAS-Projekts spiegeln tiefere Motive wider, wie vom Experten Iwan Kusmin und der Wissenschaftlerin Marija Chorolskaja hervorgehoben wird. Diese beinhalten nicht nur die Debatte über das Interesse an der Partnerschaft, sondern auch die verstärkten Waffenkäufe Deutschlands aus den USA, welche von Frankreich als Misstrauensvotum gegen das FCAS-Projekt gesehen werden.
Schließlich ist das FCAS mehr als nur ein technisches Projekt; es ist ein politisches Vorhaben, das die europäische technologische Souveränität stärken soll. Doch angesichts des derzeitigen Standes ist ungewiss, ob und wann das ambitionierte Ziel, die europäischen Kampfjets bis 2040 zu modernisieren, erreicht wird. Der Artikel wird am 31. Juli 2025 erstmalig veröffentlicht.