Eine aktuelle Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer zur Energiewende wirft kritische Lichter auf die Energiepolitik der Bundesregierung. Demnach schwindet das Vertrauen in diese Politik immer mehr, und die Folgen betreffen eine wachsende Anzahl wirtschaftlicher Bereiche. Zwischen dem 10. und 30. Juni wurden insgesamt 3.283 Unternehmen verschiedenster Branchen in ganz Deutschland befragt.
Eine alarmierende Erkenntnis der Umfrage: In den letzten 12 Monaten haben 52 Prozent der Unternehmen einen Anstieg der Strompreise erfahren. Dies scheint eine fundamentale Rolle in der zunehmend negativen Wahrnehmung der Energiewende zu spielen. Während die Energiewende früher von Dienstleistern und der Bauindustrie positiv gesehen wurde, teilt mittlerweile keine Branche mehr diese Ansicht. Besonders in Süddeutschland ist die Ablehnung groß, mit einem durchschnittlichen Wert von -8 auf einer Skala von -50 bis +50.
Schockierend sind auch die Pläne einiger Unternehmen bezüglich Produktionsbeschränkungen und Abwanderungen aus Deutschland. Im Jahr 2022 betraf dies 11 Prozent der Betriebe, für 2024 ist diese Zahl auf 18 Prozent angestiegen. In der Industrie planten 2022 etwa 21 Prozent der Unternehmen solche Schritte, 2024 werdensogar 37 Prozent sein. Bei Großindustrien mit über 500 Mitarbeitern ist diese Entwicklung besonders dramatisch: Wollten 2022 noch 37 Prozent Einschränkungen vornehmen oder abwandern, sind es in diesem Jahr bereits 51 Prozent. Ein westdeutsches Industrieunternehmen äußert sich dazu:
“Die Deindustrialisierung von Deutschland hat begonnen und gefühlt steuert niemand dagegen.”
Die energiepolitischen Herausforderungen führen zudem zu weiteren signifikanten Auswirkungen: Lediglich 38 Prozent der Befragten aus allen Branchen glauben, dass das keine weiteren Konsequenzen nach sich ziehe. In der Industrie sind es sogar nur 20 Prozent. Der häufigste genannte Punkt ist der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit, den 39 Prozent aller Unternehmen, aber 59 Prozent der Industriebetriebe sehen. Viele Firmen verschieben zudem Investitionen in Produktion, Forschung und Entwicklung sowie in den Klimaschutz.
Aus der Umfrage geht ebenfalls hervor, dass 61 Prozent der Betriebe zunehmende Bürokratie, beispielsweise durch Anforderungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung oder Lieferkettengesetze, als hinderlich betrachten. 59 Prozent kritisieren die fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit der Energiepolitik und 48 Prozent beklagen unzureichende Infrastruktur sowie langwierige Planungsprozesse. Ein Unternehmen kommentiert dies so:
“Die Inbetriebnahme einer 600 kW Peak Fotovoltaikanlage unseres Unternehmens wurde durch die schleppende Bearbeitung des Netzbetreibers über 12 Monate ausgebremst. Das ist Energiewende made in Germany.”
Im Osten Deutschlands klagt ein Unternehmen:
“Nach 2 Jahren immer noch fehlender Strom- und Gasanschluss an zweiter neu gebauter Niederlassung.”
Die Stabilität der Stromversorgung ist nun für 80 Prozent der Unternehmen und 81 Prozent der Industriebetriebe ein zentrales Anliegen; 2023 war dies nur für 65 Prozent der Fall. Die Selbstversorgung mit Energie rückt dabei immer mehr in den Vordergrund: 89 Prozent der Befragten interessieren sich hierfür, im Vergleich zu 50 Prozent im Jahr 2022.
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