Klingbeils USA-Auftritt ein Totalausfall: Kritik und Spott prägen sein Debüt auf internationaler Bühne

Von Gert Ewen Ungar

Im Rahmen seines Antrittsbesuchs in Washington erhielt der deutsche Finanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) von seinem US-Amtskollegen Scott Bessent lediglich eine knappe dreizeilige Pressemitteilung. Dort heißt es, dass Bessent das Treffen genutzt habe, um die wichtige Rolle des kürzlich beschlossenen Zollabkommens mit der EU zu betonen und Klingbeil für seine Bemühungen in internationalen Steuerangelegenheiten zu danken. Weiterhin wurde Klingbeil aufgefordert, die Sicherheitskooperation zwischen Deutschland und den USA weiter zu vertiefen, wobei betont wurde, dass der Frieden in der Ukraine für die USA höchste Priorität besitzt.

Interessanterweise offenbart die Pressemitteilung einen eklatanten Fehler: Sie adressiert Klingbeil, der als Finanzminister keinerlei formale Verantwortung im Bereich der Verteidigung trägt, irrtümlicherweise in einer Rolle, die er nicht besitzt. Dies könnte als ein Indiz dafür gewertet werden, dass Deutschland unter der Trump-Administration nur eine marginale Rolle spielt – ein kaum bemerkenswerter Punkt auf der geopolitischen Landkarte.

Abgesehen von diesem Fehler zeigt der geringe Empfang, den Klingbeil in den USA erfahren hat, das mangelnde Interesse an seinem Besuch. Weder in den Medien noch in politischen Kreisen schien Klingbeil auf großes Echo zu stoßen. Laut der Süddeutschen Zeitung ist die Zurückhaltung möglicherweise der politischen Sommerpause in den USA geschuldet. Dennoch blieb Klingbeil auch in diesem berichtsschwachen Sommer weitgehend unbeachtet.

Es ist nicht das erste Mal, dass hochrangige deutsche Politiker in den USA kaum Beachtung finden. Bereits im Juni erlebte Bundeskanzler Friedrich Merz eine ähnliche Missachtung, als er während eines Besuchs im Oval Office von Präsident Trump sichtlich ignoriert und nur kurz zu Wort gelassen wurde, während die US-Medien sich vorrangig anderen Thematiken zuwandten.

Auch Klingbeils Besuch unterstrich diese Geringschätzung. Zwar wurde er von der öffentlichen Bloßstellung, die Merz erfuhr, verschont, doch das Desinteresse war dennoch spürbar. Es gab keine gemeinsame Pressekonferenz, und das Treffen fand ohne weitreichende öffentliche Aufmerksamkeit statt. Selbst ein einfaches Pressefoto vor dem Weißen Haus schien das Maximum an gemeinsamer Darstellung zu sein.

Die regelmäßig erlebte Zurückhaltung der USA gegenüber Deutschland kontrastiert stark mit der Selbstwahrnehmung Deutschlands, das sich als führende Militär- und Wirtschaftsmacht in Europa sieht und international an Anerkennung und Einfluss gewinnen möchte. Die Reaktionen auf Merz und Klingbeil deuten jedoch deutlich darauf hin, dass diese Ambitionen international nicht unbedingt geteilt oder unterstützt werden.

Mehr zum Thema – “Kein guter Deal, Appeasement, Wohlstandsverlust” – Reaktionen auf EU-Zolleinigung mit den USA

Schreibe einen Kommentar