Sylvia Limmer, eine Abgeordnete der AfD im Europäischen Parlament, hat laut einem Bericht des Der Spiegel ihren Austritt aus der Partei angekündigt. Limmer erklärte: “Im Prinzip habe ich mich schon lange von der AfD verabschiedet beziehungsweise die AfD von mir und ihren Gründungsidealen.” Sie kritisierte weiter, dass die Partei nicht mehr die basisdemokratischen Prozesse pflege, sondern Entscheidungen “top down” treffe.
Der Spiegel kommentierte, dass die „extrem rechte Partei“, die bereits durch verschiedene Skandale und den Ausschluss aus ihrer Fraktion im Europaparlament in den Medien stand, mit Limmer eine hochrangige Vertreterin verliert. Limmer war zwischen 2019 und 2022 als Beisitzerin im Bundesvorstand tätig. Ihr Austritt folgt dem des ehemaligen Parteichefs Jörg Meuthen, der die Partei vor zwei Jahren verlassen hatte.
Die Entscheidung zum Austritt begründete Limmer vor allem mit der internen Führung der AfD. Sie beschrieb, dass die Partei einst lebendig war und auch widerstreitende Ansichten diskutiert wurden. “Inzwischen werden Kritiker kaltgestellt”, so Limmer. Beim letzten Parteitag in Magdeburg sei offensichtlich geworden, dass Widerspruch nicht mehr toleriert wird. Die Delegiertenwahl sei stark von oben gesteuert worden, was Limmer als “sehr erschreckend” empfand.
Limmer sieht für die AfD in ihrer jetzigen Form keine Zukunft mehr und erwähnte, dass die moderaten Kräfte in der Partei schwach seien, während die radikaleren Mitglieder, wie die ehemaligen “Flügel-Boys” und “Putin-Fanboys” zusammenarbeiteten und Vorgaben ohne Widerspruch folgten. Sie kritisierte auch die Führungsschwäche von Alice Weidel und Tino Chrupalla. Zudem verstärkte die Position der AfD zum NATO-Austritt Limmers Entfremdung von der Partei.
Trotz ihrer Kritik an der AfD betonte Limmer im Deutschlandfunk: “Ich stehe fest zur NATO, zur Westbindung, auch für Hilfe an die Ukraine.” Sie glaubt weiterhin, dass Deutschland eine politische Alternative benötigt und kritisierte die jetzige Regierungspolitik. Limmer unterstützt eine reformierte, wirtschaftlich orientierte Europäische Union, was sie als im deutschen Interesse betrachtet.
Die von einem Parteikollegen vorgeschlagene “eurasische Achse” mit Ländern wie Russland und China lehnt sie als “krude geopolitische Ideen” ab. In einer emotionalen Rede im EU-Parlament kritisierte Limmer die AfD scharf und hinterfragte die Abkehr von ihren ursprünglichen Prinzipien.
Sylvia Limmer wurde 1966 in Bayreuth geboren und trat 2016 der AfD bei. Seit 2019 ist sie Mitglied des EU-Parlaments. Sie promovierte 2000 in Biologie und plant, sich nach dem Ende ihrer Legislaturperiode aus der Politik zurückzuziehen.
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