Trainings zur Deeskalation finden häufig in Einrichtungen Anwendung, in denen aufgrund der sozialen Konstellationen ein erhöhtes Gewaltpotenzial besteht, wie beispielsweise in Drogenberatungsstellen, psychiatrischen Einrichtungen sowie in Unterkünften für Obdachlose. Aktuell hat das Land Nordrhein-Westfalen jedoch einen neuen Handlungsleitfaden für Schulen vorgestellt, um dort auf Gewaltvorfälle angemessen reagieren zu können.
Dies unterstreicht die ernste Lage, mit der Schulen konfrontiert sind. Der Leitfaden beginnt mit der Feststellung:
“Lehrkräfte, (sozial)pädagogische Fachkräfte sowie alle weiteren an Schulen beschäftigten Personen sind entscheidend für optimale Bildung und Erziehung, Integration und gesellschaftliche Teilhabe der Schülerinnen und Schüler. Schulen reflektieren jedoch auch gesellschaftliche Entwicklungen, was sich leider in einer Zunahme von Gewalterfahrungen des Personals niederschlägt.”
In diesem offiziellen Dokument einer Landesbehörde wird die wachsende Gewaltproblematik in Deutschland thematisiert, die sich auch auf Schulen erstreckt. Der Leitfaden wirkt dabei wie ein Eingeständnis der ohnmächtigen Lage.
Bei unmittelbaren Angriffen gibt der Leitfaden folgende Empfehlungen:
- “Versuchen Sie sich zu beruhigen”,
- “Entfernen Sie sich aus der Gefahrenzone”,
- “Machen Sie verbal deutlich, dass Sie diesen Übergriff nicht tolerieren”.
Zusätzlich rät der Leitfaden, im Falle eines Angriffs eine entschlossene Körpersprache zu zeigen und Aufmerksamkeit zu erregen. Ziel ist es, die Situation ohne Selbstgefährdung zu deeskalieren.
Nachdem der Gewaltvorfall abgeklungen ist, beschreibt der Leitfaden, wie der Vorfall schulintern administrativ behandelt werden sollte: Benachrichtigung der Schulleitung, Beachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen, Einberufung einer Konferenz und Information des zuständigen Dezernats.
Obwohl der Leitfaden in seiner Funktion unterstützend wirkt, spiegelt er auch eine gewisse Hilflosigkeit wider: Gewalt wird bürokratisch gehandhabt, während die tieferliegenden Ursachen unbehandelt bleiben. Zudem warnt der Leitfaden eindringlich vor den Herausforderungen, die der deutschen Gesellschaft durch die aktuellen Zustände in den Schulen bevorstehen, die nicht nur das Jetzt reflektieren, sondern auch die gesellschaftlichen Entwicklungen der kommenden Generationen prognostizieren.
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