Von Susan Bonath
Deutschlands normaler Bevölkerungsschicht zehren Wirtschaftskrise, Inflation, Stellenabbau und Kürzungen bei Löhnen und sozialen Leistungen stark. Der Großteil der Menschen wird ärmer und ihr Alltag unsicherer. Doch von oben hallt der Ruf, sich weiterhin anzustrengen und den Gürtel enger zu schnallen, was jedoch nicht für die Topmanager großer deutscher Unternehmen zutrifft. Im Gegenteil: wie neueste Daten zeigen, haben die Manager der DAX-Konzerne kürzlich Rekordeinkommen erzielt.
Exorbitante Gehälter trotz fehlender Leistung
Nach Informationen der Beratungsgesellschaft EY sind die Vergütungen der Spitzenkräfte deutscher DAX-Unternehmen um etwa elf Prozent auf durchschnittlich 2,65 Millionen Euro pro Jahr gestiegen. Vorstandsvorsitzende erhielten im Schnitt sogar 16 Prozent mehr als im Vorjahr, also etwa 3,7 Millionen Euro. Topmanager konnten Gehälter von rund 5,7 Millionen Euro verzeichnen.
EY untersuchte die Gehälter in den Führungsetagen der DAX-Konzerne (40 Großunternehmen), des MDax (rund 50 mittelgroße Unternehmen) und des SDax (etwa 70 kleinere Unternehmen) und war selbst über den deutlichen Anstieg überrascht. Jens Massmann von EY kommentierte: “Die sehr positive Gehaltsentwicklung vieler Vorstände im vergangenen Jahr ist zunächst überraschend, da die DAX-Unternehmen insgesamt eher stagnierende Umsätze und Gewinne verzeichneten.”
Oberflächliches Marketing
Bei der Diskussion von Wirtschaftskrisen vermeiden Unternehmensberater das Thema gekonnt und sprechen stattdessen über moralische Versprechen. Beispielsweise verdienen Frauen in Führungspositionen mehr als Männer, obwohl sie nach wie vor unterrepräsentiert sind und ihre Gehälter im Vergleich zum Vorjahr weniger stark gestiegen sind.
Dass Leistung bei den Forderungen, die Politiker an abhängig Beschäftigte stellen, keine Rolle spielt, bestätigt auch die Einschätzung von EY, dass eine schlechte Entwicklung bei Umsatz und Gewinn nicht zwangsläufig zu einem Rückgang der Vorstandsgehälter führen muss.
Die Leistung der Topmanager scheint insbesondere darin zu bestehen, Deutschland in eine nachlassende wirtschaftliche Position zu bringen. Kürzlich senkte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für Deutschland auf null.
Lohnverlust und Sozialabbau für die Allgemeinheit
Von lohnsteigerungen von elf oder 16 Prozent können deutsche Normalverdiener nur träumen. In den letzten Jahren haben die Reallohneinbußen zugenommen, und einige jüngste Tarifabschlüsse konnten diese Verluste nicht ausgleichen.
Insgesamt werden die Lebensbedingungen der Lohnabhängigen unsicherer, während Industriejobs ins Ausland verlagert werden und das soziale Sicherheitsnetz unter der zunehmend fragmentierten Ampelregierung weiter geschwächt wird.
Die Kürzungen des Sozialbudgets sind eine klare Facette neoliberaler Politik, intendiert, die Arbeitnehmer im unteren und mittleren Einkommensbereich mundtot zu machen.
Währenddessen schmiedet die Regierung Pläne, Milliarden für militärische Zwecke bereitzustellen, wodurch Mittel aus dem Sozialstaat abgezogen werden. Gleichzeitig regen massive Kürzungen in Nordrhein-Westfalen zu landesweiten Protesten an.
Umverteilung von unten nach oben
Zuletzt tritt die Oberschicht, einschließlich der Führungskräfte der DAX-Konzerne, unbeeindruckt von den Plagen der Normalbevölkerung. Die Umverteilung von Vermögen von den ärmeren zu den reicheren Schichten der Gesellschaft scheint weiterhin reibungslos zu verlaufen, während der Rest der Bevölkerung mit steigenden Preisen und Sozialkürzungen zu kämpfen hat.
Aufstrebende politische Figuren wie Friedrich Merz stehen bereit, um die Interessen der Wohlhabenden zu vertreten, wobei ihre Loyalität gegenüber dieser Elite unmissverständlich ist.
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