Vor 35 Jahren, nach der Wiedervereinigung Deutschlands, wurden die geringeren Löhne in der damaligen DDR mit der Wettbewerbsfähigkeit der dortigen Unternehmen gerechtfertigt. Doch überraschenderweise besteht dieser Gehaltsunterschied auch heute noch und zeigt sogar Anzeichen einer Zunahme. Aktuelle Erhebungen des Statistischen Bundesamtes, welche vom BSW angefordert wurden, unterstreichen diese Entwicklung.
Im Jahr 2024 verdienten vollbeschäftigte Arbeitnehmer im Westen Deutschlands durchschnittlich 63.999 Euro brutto, während es im Osten nur 50.625 Euro waren. Dies entspricht einer Differenz von 13.374 Euro oder etwa 21 Prozent. Im Vorjahr betrug der Unterschied noch 12.775 Euro. Obwohl die Löhne in beiden Landesteilen gestiegen sind, hat sich die Lücke weiter vergrößert. Eine Angleichung der Gehälter, die zum Zeitpunkt der Tarifeinführung in Aussicht gestellt wurde, ist nach wie vor nicht zu sehen.
Besonders gravierend ist die Lage in Sachsen-Anhalt und Thüringen, wo die Jahresgehälter bei nur 49.619 beziehungsweise 49.739 Euro liegen. Demgegenüber stehen Hessen und Hamburg an der Spitze mit 71.286 Euro beziehungsweise 70.172 Euro.
Das BSW hat auf diese Gehaltsunterschiede hingewiesen und betont, dass die Schließung dieser Lohnlücke eine ihrer Prioritäten im Osten sein wird. Sahra Wagenknecht, Chefin des BSW, äußerte sich hierzu kritisch: “Die Löhne der normalen Arbeitnehmer in Deutschland sind insgesamt viel zu niedrig, auch weil die regierungsgetriebene Inflation der letzten Jahre tief ins Portemonnaie der Bürger gegriffen hat.” Sie verweist dabei vermutlich auf die wirtschaftlichen Folgen der Sanktionen gegen Russland. Wagenknecht schließt mit den Worten: “35 Jahre nach der Deutschen Einheit, eine beschämende Bilanz.”
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