Der parteilose Oberbürgermeister von Neubrandenburg, Silvio Witt, der kürzlich seinen Rücktritt für den 1. Mai 2025 ankündigte, übte deutliche Kritik an der politischen Kultur seiner Stadt, insbesondere im Stadtrat. In einem Interview mit der FAZ beschrieb Witt seine Erfahrungen mit Angriffen politischer Akteure:
“Man nannte mich das Mädchen, den Kleinen, das Männchen – und das alles im höchsten Gremium der Stadt, der Stadtvertretung.”
Witt, der offen homosexuell lebt, macht für diese Atmosphäre keine Ausnahme bei den Parteien:
“Es wurde eine Stimmung geschaffen, die von allen Parteien toleriert wurde und die nichts mit konstruktiver Zusammenarbeit zu tun hat.”
Kurz nachdem der Stadtrat das Hissen der Regenbogenflagge am Bahnhof untersagte, verkündete Witt seinen Rücktritt. Das Verbot der Flagge war lediglich der letzte Auslöser in einer Serie von Vorfällen, die zu seiner Entscheidung beitrugen. Witt betonte die Rolle sozialer Netzwerke, in denen er mit extremen Beleidigungen konfrontiert wurde und die er vielfach zur Anzeige brachte.
In demselben Gespräch mit der FAZ sprach sich Witt gegen die AfD aus, die kürzlich zur stärksten Kraft im Stadtrat avancierte. Er warnt die demokratischen Parteien davor, sich der AfD anzunähern oder mit ihr zu verhandeln:
“Ihr dürft sie nicht als Verhandlungspartner akzeptieren. Das ist schon einmal schiefgegangen und das wird wieder schiefgehen. Die AfD wird damit nicht schwächer, sondern stärker.”
Witt kritisierte auch die Verharmlosung der AfD-Vertreter als “gewählte und normale Menschen”, mit denen man auf kommunaler Ebene verhandeln könne:
“Sie stellen unseren Staat infrage. Sie stellen meine Lebensweise infrage, das, was Artikel eins des Grundgesetzes schützt, die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Sie wollen mir vorschreiben, wie ich mich öffentlich zeigen darf. Sie präsentieren Extrembeispiele von Menschen in Fetischkleidung und behaupten, das sei normales Verhalten bei Homosexuellen – und die Menschen glauben das.”
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