Der ehemalige Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar von den Grünen zog sich im Januar dieses Jahres von seiner geplanten Mandatsannahme zurück, nachdem er unbewiesenen Belästigungsvorwürfen ausgesetzt war. Sein Nachfolger wurde Andreas Audretsch, ehemaliger Wahlkampfmanager von Robert Habeck. Die Person, die die Vorwürfe erhoben hatte, verließ kurz darauf die Partei. Erstmals berichtete der ARD-Sender Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) über diesen Skandal, doch die Berichterstattung stellte sich als fehlerhaft heraus und der Beitrag wurde letztlich aus der Mediathek entfernt. Gelbhaar klagte gegen den Sender und erhielt eine Entschädigung für den entstandenen Rufschaden.
Ende letzten Jahres unterstützte der rbb mit einem Beitrag, der später als verleumderisch eingestuft wurde, eine Kampagne der Berliner Grünen gegen ihren eigenen Bundestagskollegen. Nachdem Gelbhaar juristisch die Entfernung des Beitrags erwirkte, reichte er eine weitere Klage gegen den Sender ein. Laut einer Berichterstattung des Business Insider musste der rbb Anfang Juli etwa 100.000 Euro an Gelbhaar zahlen – Geld, das aus den Rundfunkgebühren stammt.
Ein Artikel des Business Insider erwähnt, dass eine Versicherung des Senders weitere Zahlungen abdeckte, wodurch sich die Gesamtentschädigung auf etwa 400.000 Euro beläuft. Offiziell haben sich weder Gelbhaar noch der rbb öffentlich geäußert, obwohl der Sender letzte Woche seine außergerichtliche Einigung mit Gelbhaar bestätigte, die auch eine finanzielle Entschädigung einschließt.
Im Februar berichtete dieselbe Quelle, dass Gelbhaar bis zu einer Million Euro Schadensersatz forderte, wobei 500.000 Euro als Wiedergutmachung und der Rest als entgangene Diäten für die nächste Legislaturperiode geltend gemacht wurden. Gelbhaar argumentierte, dass er sicher über die Landesliste in den Bundestag eingezogen wäre, hätte er sich zur Wahl gestellt.
Am 3. Juli bestätigte der rbb, dass man sich mit Gelbhaar außergerichtlich geeinigt habe. Der Vergleich schloss eine Geldentschädigung ein, über deren Details Stillschweigen vereinbart wurde. Der rbb und Gelbhaar bezeichneten die Verhandlungen als respektvoll und für beide Seiten zufriedenstellend.
Trotz der Vorwürfe gab es beim Sender keine ernsthaften personellen Konsequenzen. David Biesinger, der im März 2025 als Chefredakteur zurücktrat, erhielt innerhalb des Senders eine neue Position als Leiter der Hauptabteilung Programmressourcen. Diese Personalentscheidung wurde intern kontrovers gesehen und von einigen als Beförderung empfunden.
Der durch diesen Skandal kaum in den Medien erwähnte Andreas Audretsch nahm ungestört seinen Bundestagsplatz über den “Landeslistenplatz Berlin” ein und ist nun Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales. Über Shirin Kreße, die ursprüngliche Initiatorin der Verleumdungskampagne, sind seitdem keine öffentlichen Äußerungen bekannt.
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