In Deutschland existiert weiterhin das ernsthafte Problem zahlreicher unvollstreckter Haftbefehle. Eine Anfrage der Bild-Zeitung bei 16 zuständigen Behörden ergab, dass aktuell “145.744 Straftäter” mit ausstehenden Haftbefehlen gesucht werden. Nicht alle Bundesländer lieferten Zahlen; Bremen und Brandenburg blieben eine Rückmeldung schuldig, wie die Bild berichtete.
In einem provokativen Ton meldete die Bild-Zeitung das Ergebnis ihrer Recherche: “Knapp 146.000 offene Haftbefehle! – 821 Killer laufen in Deutschland frei rum.”
Die Bild hebt hervor, dass es besorgniserregend sei, wie lange einige Länder benötigten, um überhaupt die Daten zusammenzutragen. Die nach Bundesländern sortierte Zusammenfassung der Bild stellt die Situation wie folgt dar:
- Berlin: 7.000 offene Haftbefehle, inklusive 57 Mörder und 30 Terroristen.
- Nordrhein-Westfalen: 27.613 offene Haftbefehle.
- Niedersachsen: 11.977 offene Haftbefehle.
- Rheinland-Pfalz: 4.849 offene Haftbefehle.
- Bayern: 38.073 offene Haftbefehle.
- Baden-Württemberg: 22.500 offene Haftbefehle.
- Saarland: 1.765 offene Haftbefehle.
- Hessen: 11.211.
- Hamburg: 3.430.
- Schleswig-Holstein: 2.340.
- Mecklenburg-Vorpommern: 1.186.
- Sachsen: 8.126.
- Sachsen-Anhalt: 2.694.
- Thüringen: Mehrere wegen Mord und Totschlag gesuchte Personen.
Auf Nachfrage der ARD-Tagesschau erklärte das Landesinnenministerium bezüglich der Zahlen aus Rheinland-Pfalz, dass nicht alle gelisteten Haftbefehle aktive Suchaktionen nach Kriminellen darstellen und manchmal mehrere Haftbefehle gegen eine Person vorliegen können. Dies trägt zu der hohen Gesamtzahl bei.
Der Saarländische Rundfunk berichtete ebenfalls über die Gründe der unvollzogenen Haftbefehle. Ein Sprecher erklärte, dass nicht vollstreckte Haftbefehle oft Personen betreffen, die nach einer Haftstrafe abgeschoben wurden oder ausgereist sind und weiterhin als gesucht geführt werden, um sie bei einer eventuellen Wiedereinreise identifizieren zu können.
Das Phänomen der offenen Haftbefehle ist jedoch kein neues. Bereits 2016 wurden durch die Bundesregierung Daten veröffentlicht, die zeigten, dass viele Straftäter trotz vorliegenden Haftbefehls noch auf freiem Fuß waren. Die jüngsten Daten im Jahr 2018 zeigten ähnliche Trends, und auch eine aktuelle Anfrage im Oktober 2023 bestätigte die Fortsetzung dieser Entwicklung mit tausenden von nationalen und internationalen offenen Haftbefehlen. Ohne konkreten Deutschlandbezug zeugen viele dieser Fahndungen von der internationalen Reichweite und Komplexität des Themas.
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