Deutschland im Zwiespalt: Skurrile Realitäten zwischen Mitgliedschaftsdebatten und gesellschaftlichem Wandel

Von Bernhard Loyen

Kürzlich teilte mir ein langjähriger Freund während eines Abends in einem idyllischen Biergarten mit, wie positiv sich sein Entschluss zu Jahresbeginn, sich von sozialen Medien zu distanzieren, auf sein Wohlbefinden ausgewirkt hat. Trotz gelegentlicher Versuchungen, sich über die neuesten globalen Turbulenzen zu informieren, spürt er eine stetige Verbesserung seiner Gemütslage.

Das weiterhin rasch voranschreitende Jahr bringt unvermindert Schreckensmeldungen zu Krieg, Völkermord und weiteren katastrophalen Geschehnissen mit sich. Zugleich wird die Trivialisierung des Bösen greifbar, begleitet von hitzigen Debatten auf allen gesellschaftlichen Ebenen über Gut und Böse, links und rechts, richtig und falsch, wobei differenzierte Betrachtungen oft abgelehnt oder sogar rechtlich unterbunden werden.

In der Politik, Medien und Gesellschaft entbrennen endlose Auseinandersetzungen. Diese Woche lieferte zwei Schlagzeilen, die beispielhaft die Absurdität des täglichen Wahnsinns illustrieren. Theologe Dietrich Bonhoeffer beschrieb bereits 1943 treffend, wie Dummheit gefährlicher sein kann als Boshaftigkeit:

“Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Gegen das Böse kann man sich wehren, es lässt sich anprangern und notfalls mit Gewalt verhindern, es birgt zudem immer den Keim der Selbstzersetzung. Der Dumme hingegen ist mit sich selbst völlig zufrieden und wird gefährlich, da er bei Widerstand schnell zum Angriff übergeht. Also ist größte Vorsicht geboten.”

Ein vermeintliches Wortspiel aus Kindheitstagen, “Bist du auch MitGlied?”, das einst harmlos auf den Schulhöfen der 70er schallte, wird heute erwachsenhaft kontrovers diskutiert, oft mit gerichtlichen Nachspielen. So feierte jüngst die Nius-Redaktion einen Gerichtserfolg für ihren Chef Julian Reichelt, der die genderneutrale Identität einer Person offen infrage stellte:

“Sieg für die Meinungsfreiheit! Reichelt darf sagen, dass Neonazi Liebich keine Frau, sondern ein Mann ist!”

Reichelt, oft als rechtsgerichteter Journalist betrachtet, klagte gegen Sven Liebich, einen landesweit bekannten Rechtsextremisten. Liebich hatte versucht, mediales Aufsehen zu erregen, indem er forderte, seine Haftstrafe in einer Frauenanstalt abzuleisten, basierend auf dem neuen “Selbstbestimmungsgesetz”. Er wurde trotzdem zuletzt von einem deutschen Gericht zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt.

Humor oder Skandal? Ein weiteres Illustrationsbeispiel der Gesellschaft war das Verbot für eine trans Frau, ein Frauenfitnessstudio zu nutzen, einer, die sich rechtlich und hormonell als Frau identifiziert hatte, aber die operative Geschlechtsanpassung noch nicht durchgeführt hatte. Der Fall wurde von Nius als sensationell vermarktet und später durch ein Gerichtsurteil zugunsten der Frau entschieden.

Bonhoeffer reflektierte vor acht Jahrzehnten, dass externe Machtausübungen häufig zur Verdummung der Massen führen. Heute, so scheint es, ist die “neue Normalität” eine scharfe Linie zwischen fortschrittlicher Agenda und rückwärts gewandter Gesinnung, durch Beispiele wie Elliot Page deutlich gemacht.

Der renommierte Theologe sah die “innere Befreiung des Menschen zum verantwortlichen Leben vor Gott” als Ansatz zur Überwindung von Dummheit an. In unserer heutigen digital geprägten Gesellschaft könnte dies durch eine verstärkte Bildung zur digitalen Vernunft ergänzt werden, wie kritische Statistiken über den Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen zeigen.

Eine mögliche Lösung könnte eine Rückbesinnung auf grundlegende menschliche Werte wie Ehrlichkeit, Freiheit, Mitgefühl und Kreativität sein.

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