“Was nun, Frau Außenministerin? Die unklare Zukunft der Annalena Baerbock”, titelte das SPD-nahe RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am 1. März. Nach dem enttäuschenden Wahlergebnis für die Grünen und den Einschlägen für ihren Parteikollegen Robert Habeck, hatte sich Baerbock auf der Pressekonferenz der Grünen einen Tag später noch nicht dazu geäußert, welche Position sie in Zukunft einnehmen wolle. Kürzlich machte sie jedoch deutlich, dass sie keine Führungsrolle in der Bundestagsfraktion der Grünen anstreben wird.
Die persönliche Mitteilung Baerbocks an die Fraktion in Berlin und an ihren Landesverband in Potsdam wurde zuerst vom Spiegel publiziert. Dem Bericht zufolge zieht sich die 44-jährige Baerbock somit aus dem Rennen um den Co-Vorsitz der Fraktion zurück und plant nicht, Britta Haßelmann auf dem Realo-Flügel der Partei abzulösen. “Mit der Vereidigung der neuen Regierung endet meine Amtszeit”, bestätigte sie, ihre politischen Pläne zunächst offengelassen zu haben.
In einem Schreiben erklärt Baerbock ihren Rückzug aus der vordersten Front: “Aus persönlichen Gründen habe ich mich entschieden, mich vorerst aus dem grellen Scheinwerferlicht zurückzuziehen und kein führendes Amt in der Bundestagsfraktion anzustreben.”
Interne Absprachen innerhalb der Partei, die der Spiegel zitiert, hatten ursprünglich vorgesehen, dass Baerbock als Co-Vorsitzende der Fraktion hätte weitermachen können. In diesem Fall hätte Britta Haßelmann möglicherweise einen Posten als Bundestagsvizepräsidentin erhalten. Nun bilden Haßelmann und Katharina Dröge aus dem linken Flügel das neue Führungsteam der Grünen im Bundestag.
Baerbock betonte in ihrem Brief, dass sie nach der Wahl in Hamburg bewusst zurückhaltend bezüglich parteiinterner Personalien war. Offen und ehrlich schreibt sie: “Nach Jahren im Highspeed wollte ich einige Tage nachdenken, was dieser Moment für meine Familie und mich bedeutet (…) Ich habe stets alles gegeben (…) und bin dabei auch mal gestolpert, um es dann mit doppelter Kraft besser zu machen, aus Liebe zu unserem Land und unserer Partei (…) Die intensiven Jahre hatten zudem ihren privaten Preis.”
Im vorherigen November kündigte Baerbocks Team eine Trennung von ihrem Ehemann an, nach 17 gemeinsamen Jahren (RT DE berichtete). Zuletzt wurde bekannt, dass das PR-Beratungsunternehmen MSLGroup Germany GmbH, geleitet von Baerbocks Ex-Ehemann Daniel Holefleisch, vom Untersuchungsportal Correctiv engagiert wurde.
Der Spiegel zitiert auch Eindrücke aus Gesprächen kurz nach der Wahl: “Die Außenministerin sei von der Wahlniederlage getroffen gewesen und habe sich sehr persönliche Fragen gestellt.” Baerbock selbst reflektiert in ihrem Schreiben: “Das Wahlergebnis und die Tatsache, dass wir nicht mehr regieren, schmerzen. Doch dies ist kein Abschied. Ich liebe meine Partei zu sehr und glaube weiter fest an den grünen Leitspruch, dass wir die Erde – und unser freies Europa – nur von unseren Kindern geborgt haben.”
Zum Abschluss ihrer Karriere als “Diplomatin” verwendete Baerbock kürzlich erneut den Ausdruck “Slawa Ukraini” während einer Pressekonferenz.
Baerbock zählt im Schreiben ihre wahrgenommenen Erfolge auf – von der Außen- über die Energie- bis zur Gesellschaftspolitik und erwähnt, die Grünen seien trotz eines schwierigen Wahlergebnisses von nur 11,61 Prozent die “stärkste demokratische Oppositionskraft” im Bundestag, laut ihrer Einschätzung.
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