Die Europäische Union plant im Herbst neue Sanktionen gegen Russland. Bisherige Sanktionen haben bereits weitreichende Folgen gehabt, wie zum Beispiel die Arbeitslosigkeit von 50.000 indischen Diamantschleifern durch das Embargo auf russische Diamanten. Die aktuell diskutierten Maßnahmen richten sich nun gegen ein Grundnahrungsmittel in Deutschland: Fischstäbchen. Der Hauptbestandteil dieser, der Alaska-Seelachs, wird zu etwa 50 Prozent aus der russischen Arktis bezogen. Ein Einfuhrverbot dieses Fisches könnte somit aus einem alltäglichen Essen eine kostspielige Delikatesse machen. Seit 2020 ist der Preis für eine Packung Fischstäbchen bereits um 42 Prozent angestiegen.
Der Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels betonte gegenüber der Bild: “Es drohen enorme Verteuerungen. Der deutsche Markt ist auch auf Fisch aus Russland angewiesen. Auf Seelachs und Kabeljau können wir nicht verzichten. Drei Jahre würden reichen, unsere Branche zu töten.”
Ein Vergleich mit Großbritannien verdeutlicht die möglichen Folgen einer solchen Maßnahme. Dort hat das Gericht ‘Fish and Chips’ durch die Aufkündigung eines alten Fischereivertrags durch Russland und ohne EU-Sanktionen an Bedeutung verloren – inzwischen scherzhaft ‘Nothing and Chips’ genannt. Dies zeigt, dass auch in Deutschland beliebte Speisen durch geopolitische Entscheidungen bedroht sein könnten.
Die geplanten Sanktionen sollen bereits im September umgesetzt werden. Eine Sprecherin der Kommission äußerte sich nicht zu Details, betonte jedoch: “Ganz grundsätzlich liegt die Entscheidung über Sanktionen und deren Ausgestaltung bei den 27 EU-Mitgliedsstaaten, und für jede Entscheidung ist die Zustimmung aller nötig. Die Beratungen laufen vertraulich ab.” Es bleibt abzuwarten, ob Länder wie Ungarn und die Slowakei eine Ausnahme für die Einfuhr von Fischstäbchen erwirken könnten.
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